Eine neue kleine Bierschau, heute mit: Bier-Reisen, Reclam, dem Kraftpaule in Stuttgart, Wein-Bier-Hybriden aus Rheingau und Rheinhessen, einer erneuten „The Big Lebowski“-Hommage und Rockstars als Craft-Beer-Experten.
Nach verzweifelten Monaten des Suchens hat der Kraftpaule in Stuttgart vermutlich bald einen neuen Ort. Man bleibe im Osten, gar nicht weit weg vom alten Standort, verkündete Geschäftsführer Thorsten Schwämmle. Aber: Die neue Bar muss noch Bar werden. Deswegen hat der Kraftpaule ein Crowdfunding gestartet. Wer weiterhin für gute Bierkultur in Stuttgart ist – und mehr noch Teil davon sein möchte, kann auf Startnext spenden. Dass das Ziel verfehlt wird, ist unwahrscheinlich. Von den benötigten 25.000 Euro sind bereits knapp 17.000 von über 280 Unterstützern angemeldet worden.
Brauerei nach Bier-Bar nach Messe abklappern ist euch im Urlaub zu langweilig, ihr wollt aber trotzdem Bier-Urlaub machen? Wie wäre es dann mit dem Bier-Zug? Der Durango Brew Train, eine original 1920er-Jahre Dampfeisenbahn, fährt in den USA durch die Colorado Mountains – und hat jede Menge Craftbier geladen. Die Brauer bringen ihre Biere sogar selbst direkt an die Plätze. Zwischendrin gibt es Pausen mit Barbecue und Live-Musik. Und nicht zu vergessen: die wunderbare Aussicht.
Apropos Bier und Reisen: Sie haben bereits ein Board-Meeting unter Wasser abgehalten oder ihren Mitarbeitern (als Incentive?) einen Teambuilding-Ausflug zum Klettern ermöglicht. Sie haben das erste Bier-Hotel der Welt eröffnet. Und jetzt wollen sie auch noch der Welt erste Craftbier-Airline realisieren: Natürlich, die Rede ist von BrewDog. BrewDog Airlines will Ende Februar nächsten Jahres des erste Mal starten – und seine Shareholder direkt in die neue Brauerei in den USA, also nach Columbus in Ohio, bringen. Bei einem Tasting an Board sollen die Kunden ein Bier probieren können, das extra für die Lüfte designt ist. Denn wir wissen ja: Hoch oben schmecken die Dinge plötzlich anders. Und bevor alle nur noch Lust auf Tomatensaft haben… Ab 1.250 Pfund seid ihr dabei.
Und apropos flying high: Dass Bands gerne mal ihr eigenes Bier designen, ist inzwischen ja schon eine alte, vor Dreck starrende Lederjacke. Dass aber ein Rockstar auch selbst Bier braut und nach dem Craftbier-Boom im Geschäft bleibt, ist eher selten. Genau gesagt macht das nur „Iron Maiden“-Frontmann Bruce Dickinson so. Er ist deswegen auch als Speaker bei der nächsten Craft Brewers‘ Conference in Denver geladen. Klar, gibt ja beim Bier-Business viele Parallelen zum Gelingen und Scheitern eines Musik-Stars. Auch interessant: Das wichtigste Bier-Treffen Nordamerikas wird sich auch dem Thema Diversity widmen. Sehr gut!
Bier in der Bar – immer eine Bereicherung. Dieses Fundstück ist zugegebenermaßen schon etwas älter, aber trotzdem noch valide. Wie Bier Gastro und Bars berichert und warum, das kann man mit Barmann Christian Gentemann im (übrigens auch sonst sehr empfehlenswerten) Getränke-Podcast „No cheers, no story“ anhören.

Film-Hommage, Teil 237 oder so: Erinnert ihr euch noch an das Kehrwieder Imperial Russian Milk Coffee Stout „El Duderino“? Gab’s vor drei Jahren mit drei Brau-Sondergenehmigungen als Würdigung des „White Russian“ Dude-Style aus „The Big Lebowski“ und in Neuauflage letzten Winter (gewann Gold bei den International Craft Beer Awards 2018). Der Coen-Film um den ewigen Loser Jeffrey Lebowski, genannt „der Dude„, ist zwar schon von 1997, inspiriert aber offensichtlich vor allem Brauer nach wie vor. In den USA hat nun Cape May Brewing zusammen mit Left Hand Brewing jetzt ein filmreifes Cream Stout geschaffen, das „Ties the Room together“.
Bier und Wein: Winzer, die Brauer werden, sind ja inzwischen keine Seltenheit mehr, siehe David Hertl in Oberfranken. Und viele reden von Hybridbieren oder Bier-Hybriden, die sie gerne brauen wollen, also Bieren mit Trauben oder Wein. Mikkeller macht das ja sogar in etwas größerem Stil und mit drei verschiedenen weinigen Bieren, beziehungsweise machen die Dänen ja auch Cidre und eigene Weine.

David Hertl hat in seiner Braumanufaktur als neuesten Coup einen Hopfen-Gin destilliert. Dieser soll „herb und kräftig“ sein „für Hopfenköpfe“, ist aber unheimlich sanft und schmeckt eher wie ein Grappa. Die limitierte Auflage umfasst nur 200 Tonflaschen à 0,5 Liter. Hopfengestopft ist der Gin übrigens mit Mandarina Bavaria aus der Hallertau. Trotzdem ein nettes Experiment, mit dem man auch gut mixen kann, gerade jetzt im Herbst, wenn so klassische Sommer-Bier-Cocktails eh nicht mehr angesagt sind.
Zurück zum Wein im Bier. Tatsächlich gibt es jetzt seit rund anderthalb Jahren mit dem Rheingau Craftbeer von werk2weine aus Geisenheim ein Bier mit Weinhefe. Wie es sich für den Rheingau gehört, ist das Riesling, und der sorgt für eine spritzige, nonchalante Note im Bier. Abgefüllt wird das „MonkeyX“ in Sektflaschen. Inzwischen sind noch ein Pale Ale und ein India Pale Ale hinzugekommen, letzteres mit Sauvignon Blanc Hefe. Die Winzer, die brauen, treffe ich Ende des Monats bei der Mainzer Craft Beer Messe. Freu mich schon auf die Biere!
Ebenfalls auf der Mainzer Messe anwesend sein wird die Mainzer Brauerei KUEHN KUNZ ROSEN. Auch sie experimentiert mit Wein-Bier-Hybriden. Von ihrem Brau.Nett, hergestellt zusammen mit Kai Schätzel vom Weingut Schätzel in Nierstein, wurden im Nullkommanix 8.000 Flaschen verkauft. Hier bekommt der Begriff „Kollaboration“ eine ganz neue Bedeutung. Denn das „Brau.Nett“ ist aus einem Mix von 60% Bier- und 40% Wein-Maische gebraut. Soll geschmacklich toll sein, ich selbst konnte es noch nicht probieren. Wer mehr wissen möchte; der „Spiegel“ hat das Thema Wein-Bier-Hybride sogar auch entdeckt.
Zum Abschluss noch ein netter Beer Fun Fact: Ohne Bier wäre Reclam wohl nicht so erfolgreich geworden. Denn im frühen 20. Jahrhundert, ab 1910, ließ der Reclam-Verlag überall Bücherautomaten aufstellen – vor allem in Cafés und Biergärten, insgesamt etwa 2.000. Aber auch auf Bahnhöfen und Schiffen, in Kasernen und Krankenhäusern konnte man sich damals seine „Minna von Barnhelm“ oder seinen „Faust“ ziehen. Gut, dass es heutzutage zwar Bierautomaten gibt. Aber so ein paar Bücherautomaten an netten Bier-Locations wären doch auch nicht schlecht, oder?
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