Juice, Cream, Bock und Sauerbiere – das war 2017

Auf ein hopfiges 2018

Früher war es ja eher nicht so angebracht zu sagen, dass man viel Bier trinkt. Außer vielleicht am Wochenende, beim Weggehen. Und eigentlich selbst da nicht. Jetzt geht das – im Kontext dessen, dass man es auch genießt. Und/oder gleichzeitig analysiert. Wahnsinn, dass sich das so verändert hat. Aber auch schön. Diese Überlegung hat mich veranlasst, mal zu gucken, wie viele Biere ich dieses Jahr getrunken haben. Untappd sagt mir: 211. Dazu kommen noch ein paar, die ich nicht zum ersten Mal getrunken habe oder die ich nicht eingeloggt habe, weil ich unterwegs war.

Viele davon waren andererseits wirklich nur Tasting Sips (was sich klar rauskristallisiert am 24. Januar, als der Hopfenreiter 2017 in Bayreuth eingebraut wurde und wir natürlich ganz viel Biere der Gast-Brauer getestet haben, im März beim Hoppy Birthday vom Liebesbier (BrewAge!!!!) und von Maisel & Friends, im April beim Stuttgarter Craftbier-Fest, Ende März beim Trip nach Prag, von Tastings auf anderen Festen oder Tap Takeovers und natürlich auch an einzelnen Tagen meines Australien-Urlaubs im November und Dezember bei Brauerei- und Bierpub-Besuchen). Aber alles in allem: 200 neue Biere 2017, das ist schon eine Hausnummer.

Je mehr man trinkt, um so pickier wird man

Je mehr man trinkt, umso schwieriger ist es ja, wirklich neue, tolle Biere „rauszuschmecken“. Während ich das hier schreibe, trinke ich beispielsweise einen Matrosenschluck von Ratsherrn, nicht zum ersten Mal, da ein All-time-Favourite von mir. Und zwar muss ich ja als Bierbloggerin die Trends verfolgen und auch einschätzen können, aber gleichzeitig will ich mich ja an meinem eigenen Geschmack orientieren und entlang bewegen.

What the Gose

Ein großer Trend 2017 hat mir auch überhaupt nicht gefallen: die Wiederentdeckung von Sauerbieren, also vor allem der Gose. Ich bin kein Fan von Sauerbieren. Klar, ich weiß eine gute Gose zu schätzen und habe natürlich beim Familienausflug in den Harz selbst drauf bestanden, die zu testen, und zwar auch die dunkle. Aber dieser Bierstil und ich – wir werden keine Freunde. Auch in 2018 nicht. Problem bei diesem ganzen Sauerbier-Hype ist meiner Meinung auch, dass vor allem in Nordamerika und Australien, aber auch Ländern wie Tschechien und Italien Frucht-Biere als Gose verkauft werden, die eigentlich eher billige Imitate von belgischen (Lambik-)Bieren sind. Und damit dann wiederum der Bierstil wieder verwässert wird – und doch erneut ins Hintertreffen gerät. Eine Freundin von mir in Melbourne wusste zum Beispiel gar nicht, dass das ein ursprünglich deutscher Bierstil ist.

Denkt an die Frauen!

Vielleicht liegt es an der Diskussion um das inzwischen schon zu normal gewordene IPA, dass die Branche auch immer ausgefallenere Biere produzieren möchte. Das abgefahrene Sauerbier mit möglichst viel seltsamen Frucht-Paarungen sollte aber nicht unbedingt dazu gehören. Dann produziert lieber leichte, fruchtige Biere für den Sommer, das vor allem Frauen gerne mal als Radler-Ersatz genießen möchten.

Juicy Cream Pie Milkshake IPA – you name it

Ebenso haben die ganzen Juicy-Biere – das sind ja dann meistens dennoch IPAs – ebenfalls teils seltsame Blüten getrieben. Seltsame Zutaten-Kombinationen werden dabei noch von möglichst crazy Namen getoppt. Sorry, aber ich weiß nicht, ob wir die alle brauchen. Über das Fruchtige an den Juicys könnte genauso berechtigt eine Diskussion über „ist das eigentlich noch Handwerk?“ losbrechen wie über die IPAs mit ihren mehreren Hopfensorten, die Fehler beim Brauen verzeihen und unsichtbar machen. Dazu zählen auch diesen ganzen Biere mit irgendwas „Cream Pie“ im Titel. Nichts gegen cremiges Bier, aber dann macht doch entweder einfach ein solides IPA – oder eben ein gutes Stout oder Porter, wo das von der Drinkability einfach dazu gehört und dann schon wieder eine Kunst ist, um mit dem Bierstil umzugehen. Das übersteht dann auch Diskussionen darüber, wann ein Bier ein Stout ist und wann ein Porter und welches von beiden eigentlich zuerst da war, wie wir sie überflüssigerweise leider auch dieses Jahr hatten.

Bock auf Bock

Ein Trend 2017 macht allerdings Bock: Es wird wieder mehr Bockbier gemacht und auch wieder mehr Bockbier getrunken, ist mein Eindruck. Und zwar auch außerhalb von Bayern. Nicht nur in Südniedersachsen und nicht nur eingefleischte Bier-Kenner kaufen und trinken den Einbecker Winterbock oder stürzen sich auf die entsprechenden Weihnachtsbiere. Und dabei ist es den meisten egal, dass sie ein Starkbier im Glas haben. Ich finde das toll – weiter so und bitte jeweils im Ende September aus dem Bockbier-Anstich nicht nur zwischen Erlangen, Bamberg und Kulmbach ein Event machen! Genauso könnte ruhig auch aus dem Stärke-Antrinken am 6. Januar, Dreikönigstag, ein bundesweiter Trend werden!

Persönliche Lieblinge

Und was waren nu die tollen Biere 2017?, werdet ihr fragen. Das sind viele, daher überlasse ich euch das Recherchieren selbst. Und ja, selbst zwei Juicys sind dabei. Aber Ausnahmen bestätigen ja wie immer die Regel.

Auch sei gesagt, dass ich 2017 Lieblingsbrauereien entwickelt habe. So kann ich von Superfreunde in Berlin und Frau Gruber in Augsburg eigentlich kein einzelnes Bier empfehlen, sondern einfach alles. Taste it!

Ansonsten:

Helles von Bierwerk Gerstenfux Nürtingen

Hoppy Christmas von BrewDog

Kleiner Bock von Grohe in Darmstadt

Urban Pale von La Sirène Melbourne

Passion Victim von Two Birds Brewing Melbourne

If you like Pina Colada New England Milkshake IPA von Australian Brewery & Bucket Boys, Sydney

Anyone for Tennis von Bridge Road Brewers Beechworth

Pacific Ale von Stone & Wood Brewing in Byron Bay

Jedi Juice von Hop Nation Melbourne

Neens Ginger Wheat von Kangaroo Island Brewery auf Kangaroo Island

Dunkle Materie von BrewAge Wien

Dunkle Macht von Landgang Brauerei (ehemals Hopperbräu) Hamburg

Cwtch von Tiny Rebel Brewing Company Wales

Braunbier von Schönbuch Böblingen

Dark Saison von Braukollektiv Freiburg

Helles von Schiller-Bräu München

Emma Heimspiel von Emma Biere ohne Bart Freiburg

Scotch Ale von CaSt-Brauerei Stuttgart

A quick one while she’s away von Fuerst Wiacek Berlin

Citrus IPA von The Garden Brewery Zagreb

Amazing Haze von Stigbergets Bryggeri Göteborg

Starkstrampler und vor allem Brunhilde von Hildesheimer Braumanufaktur Hildesheim

Baltic Ale von Insel-Brauerei Rügen

Jrön Grünhopfensticke von Uerige und Kehrwieder Kreativbrauerei Düsseldorf/Hamburg

läuft von Braumanufaktur Steckenpferd Kassel

Mosaic Amer Ale von Maisel & Friends Bayreuth – vom Fass

Heller Bock von Brauerei Rittmayer Hallerndorf

White IPA von Pivovar Raven Pilsen

Weisser Hai von Veto/Hopferei Hertrich Feucht

Hopfenreiter 2017 von Maisel & Friends mit Hoppebräu, BrewAge, Schanzenbräu, BRLO und Jopen

Red Shorts IPA von Bad Flash Brewing Prag

Maple Smoked Weizenbock von BRLO und Steamworks, Berlin/Vancouver

Ex-Girlfriend von Jopen Haarlem

Festland von Kuehn Kunz Rosen in Mainz

 

Viel Spaß beim Nachtrinken! Allen einen guten, hoppy Rutsch in 2018, wir lesen uns nächstes Jahr!

Und ich halte ja nichts von Neujahrsvorsätzen, aber zwei Sachen stehen schon fest: 2018 wird das Blog überholt und noch schöner (dies ist der erste Beitrag im neuen WordPress-Blog), und ich will diesmal die Fastenzeit auch mal wieder nutzen. Um dann danach gutes Bier wieder doppelt wertschätzen zu können.

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Comments

Eine Antwort zu „Juice, Cream, Bock und Sauerbiere – das war 2017“

  1. Avatar von Christian
    Christian

    Juhu! Cwtch hat es auf Deine Jahresendzeithighlights geschafft. Das freut mich! Ich warte sehnlichst darauf, wann ich wieder mal so eins trinken kann. Vermutlich erst im August zum gbbf…

    Grüße,
    Christian

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