Am Wochenende feierte das „Liebesbier“ in Bayreuth Geburtstag. Ein Jahr gibt es die Brauereigaststätte von Maisel & Friends schon. Das Wichtigste für Bier-Liebhaber bei den ganzen Feierlichkeiten: Freitagabend gab es den Hopfenreiter2017 das erste Mal zu probieren. Goldbraun wie besonders dunkler Bernstein liegt er im Glas, der Hopfenreiter 2017 (8,5 % Alkohol), der Schaum ist perlig-leicht. Eine wahre Hopfenbombe, sehr fruchtig im Antrunk mit Aromen von Banane, Zitrusfrüchten und einem Hauch Johannisbeere sowie aller Süße des Malzes, wird dann aber sofort viel herber mit Nuancen von frischem, schweren Gras und mit einer heftigeren Bittere als der erste Hopfenreiter, und diese Bittere bleibt auch nachhaltig. Samtig auf der Zunge, sehr vollmundig, aber das ist ja kein Wunder, wenn sechs Hopfen-Sorten aufeinander treffen, und wir hier 70 Bittereinheiten haben. Der neue Hopfenreiter ist runder als der erste.
Alle beteiligten Brauer sind sehr zufrieden mit dem Produkt. Bier-Sommelier Michael König und Jeff Maisel selbst schmeckt der zweite Hopfenreiter sogar besser als der erste, obwohl Jeff gleichzeitig betont, dass man die beiden freilich überhaupt nicht miteinander vergleichen kann. Maisel & Friends‘ Erster Braumeister Marc Goebel findet ihn ausgewogen. „Was ja nicht klar ist während des Brauprozesses. Natürlich überlegt man sich, wie der Sud schmecken könnte, wie er schmecken sollte, aber dann dominiert doch der eine Hopfen mehr, wieder später ein anderer – es bleibt ein Experiment, bei dem man nicht wirklich alles steuern kann. Und Braumeister Markus Briemle, der auch schon beim ersten Hopfenreiter beteiligt war, findet ihn viel runder als den ersten. Aber Vorsicht, wie Johannes Kugler von BrewAge sagt, das Freundschaftsbier ist gefährlich, denn der Alkohol ist versteckt – aber kommt dann hintenrum mit voller Wucht!
Erwin Klijn, Export-Manager der Brauerei Jopen im niederländischen Haarlem, findet den Hopfenreiter „ein tolles Bier“. Jopen konnte beim Einbrauen Ende Januar nicht dabei sein, von ihnen stammt der Hopfen HBC431 für den Hopfenreiter. „Für uns ist es eine tolle Chance, hier dabei zu sein, um zu zeigen, dass Brauen Gemeinschaft und Freundschaft ist. Und dass nur gemeinsam Veränderungen gehen“, sagt Klijn, obwohl Jopen mit dem eigenen Eisbock „Ex Girlfriend“ in Bayreuth ein Bier präsentierte, das in Wuchtigkeit und Samtigkeit dem neuen Hopfenreiter ernsthaft Konkurrenz machte. Denn Klijn versteht das deutsche Reinheitsgebot nicht, und erst recht versteht er nicht, dass es in Bayern besonders streng ausgelegt wird. So gesehen war die Teilnahme am Hopfenreiter und die Kooperation mit deutschen Brauereien auch fast ein politisches Statement. „Der Markt, der Konsument, will ja die Vielfalt, der Marktanteil von Craftbier wächst in Europa. Warum geben wie sie ihm nicht? Außerdem gibt es eine Menge alter Bierstile, die so nur schwer wieder zu brauen sind. Mikrobrauereien haben es eh schon schwer genug. Deswegen müssen wir zusammen neue Biere machen!“
Apropos neue Biere: Ebenfalls seit letzter Woche neu bei den Bayreuthern ist der limitierte Hopfenbock, ein heller Bock mit 7,6 Prozent Alkohol ( 35 IBU), gebraut mit Spezialmalzen, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Bierlikör oder dem Hopfenbock aus dem Hause Stonewood in Chemnitz (der aber ebenfalls sehr fein ist). Der Maisel & Friends Hopfenbock ist für ein Bockbier sehr untypisch, es kommt anfangs daher fast wie ein Pale Ale mit blumigen Aromen, dann eher wie ein etwas würzigeres, gehopftes Helles im Nachgang. Gutes Bier für den Sommer – aber bis dahin gibt es ihn vielleicht nicht mehr.
[…] aus Waakirchen, Jopen aus Haarlem in den Niederlanden und Schanzenbräu aus Nürnberg. Und hier kann man nachlesen, wie er mir und den Brauern selbst […]