Oh je, einen Monat hier nichts geschrieben! Au weia! Aber direkt nach der letzten kleinen Bierschau war Urlaub in Österreich, genauer: in Salzburg und Wien (einen Artikel über das bierige Wien soll’s auch noch zeitnah geben), sehr viel los im Hauptjob, bisschen Familien-Pflege und was man sonst so macht, wenn man nicht in Pubs und Gasthäusern ist. Nachrichten lese ich aber trotzdem, daher jetzt mal los.
Das Zeitnahe zuerst: Nürnberg bekommt eine neue Mikro-Brauerei! „anfang 2017 werden die kessel anlaufen. wir freuen uns riesig!!!“ schreibt Felix vom Endt auf Facebook, wo es seit kurzem die Präsenz von „Orca Brau“ gibt. Und eine Website gibt es natürlich auch schon. Franken ist gespannt!
Vorwurf „Beer snobs“: Dieses Interview sorgte vor rund zwei Wochen unter Craftbier-Freunden für Diskussionen. Der TV-Koch und Autor Anthony Bourdain sagte sehr viel Interessantes zu Fast Food, zum Kochen allgemein, wann man als Koch zu alt ist für die Küche, über Trends, Drogen in der Küche, Preise und warum die USA nicht so eine gute Street-Food-Kultur haben wie asiatische Städte. Werbung für sein neues Buch „Appetites“ vor allem. Aber Bourdain verglich darin auch den Craftbier-Hype mit dem Film „Invasion of the Bodysnatchers“ und sagte: „Craftbier macht die Leute zu Zombies“. Obwohl er schon welches trinken würde, aber er würde es nicht analysieren. „You know, I haven’t made the effort to walk down the street 10 blocks to the microbrewery where they’re making some fucking Mumford and Sons IPA. People get all bent about it. But look, I like cold beer. And I like to have a good time. I don’t like to talk about beer, honestly. I don’t like to talk about wine. I like to drink beer. If you bring me a really good one, a good craft beer, I will enjoy it, and say so. But I’m not gonna analyze it.“
„I was in San Francisco, and I was desperate for beer, and I walked into this place. I thought it was an old bar. (…) I looked around: the entire place was filled with people sitting there with five small glasses in front of them, filled with different beers, taking notes. This is not a bar. This is fucking Invasion of the Body Snatchers. This is wrong. This is not what a bar is about. A bar is to go to get a little bit buzzed, and pleasantly derange the senses, and have a good time, and interact with other people, or make bad decisions, or feel bad about your life. It’s not to sit there fucking analyzing beer.“ Entscheidet selbst, ob ihr euch auch darüber aufregen wollt. Immerhin gibt Bourdain zu, dass er über Wein genauso denkt. Er trinkt ihn einfach, mehr will er nicht wissen. Vielleicht ist es die ganze Aufregung auch nicht wert und hat eher mehr mit unseren Erwartungen an einen großen Koch zu tun: „And people see that I’m passionate about food, why am I not passionate about beer? I just ain’t. I’m just not.“ Reaktionen hat der „Thrillist“ übrigens hier zusammengefasst.
Und dann noch ein Gimmick: Weil das Magazin sich selbst und die Szenen, die es beschreibt, nicht allzu ernst nimmt, hat es eine amüsante Liste der 19 Typen von „Beer Snobs“ erstellt. Passend dazu: 19 Leute, die du auf jedem Bier-Festival siehst. Und: Dinge, die Bier-Nerds nie sagen würden. Und zu guter Letzt: How to talk like a beer snob. Ich liebe diese Website!
500 Jahre Reinheitsgebot und 500 Jahre Reformation fast gleichzeitig – das kann doch kein Zufall sein, habe ich mir gedacht. Und dann hat doch Luther drölfzig Tausend Dinge über Bier gesagt – oder mit Bier-Vergleichen ausgedrückt, was ja auch total nahe liegt, wenn man Mönch in einem Kloster war. Vermutlich konnte Luther auch selbst brauen. Ja, diese Referenz ist so populär, dass schon Reformationsbiere gebraut werden, zum Beispiel bei uns in Oberfranken, in Rehau. Und offensichtlich so stimmig, dass es auch ein „Luther-Bier“ gibt. Mal gucken, was dann 2017 erst alles los ist. Und ja, natürlich, falls ihr es nicht schon selbst wisst, hier die beliebtesten Luther-Sprüche zu Bier:
„Wer kein Bier hat, hat nichts zu trinken.“
„Ein Schluck Wasser oder Bier vertreibt den Durst, ein Stück Brot den Hunger, Christus vertreibt den Tod.“
„Bier ist Menschenwerk, Wein aber ist von Gott.“
„Der Wein ist gesegnet und hat ein Zeugnis in der Schrift, das Bier aber gehört zur menschlichen Überlieferung.“
„Ich sitze hier und trinke mein gutes Wittenbergisch Bier und das Reich Gottes kommt von ganz allein.“
„Der beste Trank, den einer kennt, der wird Einbecker Bier genennt“. (Diesen Satz soll Luther am 17. April 1521 auf dem Reichstag zu Worms gesagt haben, weiß die Website bier-universum.de)
„Gott selbst hat den Menschen in Getreide die beiden Grundformen der Nahrung gegeben, Brot und Bier.“
„Bier fälschen ist so schlimm wie Ehebruch und Wucher.“
„Ich trinke lieber eine Kanne Bier gegen den Teufel und damit verachte ich ihn.“
In Abendrunden wurde Luther aber auch mal derb: „Bist du voll, so leg dich nieder, stehe auf und sauf herwieder.“
Früher kochte man auch viel mehr mit Bier – und Katharina von Bora tat das mit Leidenschaft für ihren Martin. Bestimmt wird bis nächstes Jahr auch irgendjemand ihre besten Rezepte irgendwo zusammengefasst haben.
Schreibe einen Kommentar