Gut, ich sollte „Woche“ wohl in „Monat“ ändern und hätte dann immer noch Probleme…
Ich hab blogmäßig Brausilvester verpasst und den Start der Bockbier-Zeit. Dafür gibt’s jetzt gaaaanz viel Neues!
Es wäre vielleicht schön, wenn Kölner und Düsseldorfer sich mögen würden. Zumal im Fußball ja kein Konkurrenzverhältnis besteht, so lange die Fortuna nicht in der Bundesliga spielt (und der Effzeh da bleibt, sieht ja grad nicht so gut aus). Das mit der längsten Theke der Welt darf ja eigentlich kein Streitgrund sein, Hauptsache es wird zusammen Bier getrunken. So ein Bier, welches jetzt aber die Gründer Hans Berlin und Matthias Ross mit dem Monheimer Brauer Henning Barkey entwickelt haben, äh ja, vielleicht doch eher nicht. Sie bringen das „Költ“ auf den Markt, eine Mischung von Kölsch und Alt. Ähm ja. Wer im Rheinland sich nicht abschrecken lässt und das sogar für eine gute Idee hält, kann das Költ noch bis zum 18. November crowdfunden. Über Henning Barkey gibt es übrigens hier ein Porträt.
Vom Rheinland noch einen Sprung weiter: In Bottrop hat sich der erste Bier-Pong-Verein gegründet. Von wegen, das ist nur was für Festivals, wenn man eh schon besoffen ist!
Apropos Crowdfunden und die Szene spalten: BrewDog sucht zum fünften Mal Geld über Equity for Punks. Das am schnellsten wachsende Unternehmen in UK will, dass zu den bestehenden 50.000 Shareholdern weitere hinzukommen und damit die bestehenden Brauereien ausbauen, mehr Beer Pubs weltweit eröffnen und jeweils eine neue Brauerei in Australien und China bauen. Für viele ist das nicht mehr Punk und nicht mehr Craftbier. Vor allem in den Foren auf Facebook sind heiße Diskussionen entbrannt, ob das noch independent und small ist.
Und Crowdfunden, die dritte: Tilman von Tilmans Biere in München möchte ein eigenes Brew Pub eröffnen und hat dazu eine Kampagne auf startnext eröffnet. Ein „kleines, gemütliches Wohnzimmer“ mit 14 Zapfhähnen und netten Schmankerln soll entstehen.
Wie indie ist Craft in Deutschland? Für sehr viel Diskussion und noch mehr Ärger in den Foren sorgte in der letzten Woche auch ein Beitrag von Deuschlandfunk Kultur. Wohlgemerkt der Artikel zum Radio-Feature – das Hörstück hörten sich die meisten gar nicht an, es ist aber auch wortgleich, nur, sagen wir mal, „getragen“ vorgetragen.
Zugegeben, es klingt ziemlich verkürzt, falsch und auch ein bisschen arrogant, wenn der Beitrag behauptet, Individualität in der Brauszene sei eine Legende. Schon im Teaser steht, Craft Beer sei frisch, ungefiltert und damals von Gastwirten selbst gebraut worden, mit Zutaten wie Schinkenaroma, Ingwer und Chili. Das ist charmant, aber halt schon from the beginning nur die halbe Wahrheit. „Da zudem eine Definition für Craft Beer fehlt, handelt es sich inzwischen um eine Sammelbezeichnung für meist teure Biere mit eigenwilligen Namen„, heißt es weiter. Hmm. Wer Craftbier liebt, ist da wirklich schon auf der Palme. Und dann wird zum Schlag ausgeholt: „Die Szene umgibt sich mit einer Dunstglocke aus Stories von uralten Klosterrezepten und bierseligen Druiden.“ Der Vorwurf, den der unbekannte Macher also meinungsstark – aber ohne Beweise – formuliert, lautet: Das tolle, deutsche Reinheitsgebot wird abgewertet und ausverkauft, es stehe zunehmend für langweiliges Bier. Habemus also hier: den Craftbier-Rant der Woche.
Die Literaturliste darunter ist übrigens fast genau so lang wie der Artikel selbst. Leider – und ich als Journalistin darf das sagen – ist Journalismus ja auch ein Handwerk. Meinungsstark soll er ja durchaus sein. Aber dann bitte auch mit Hand und Fuß und Beispielen. Mitreißend war dieser Beitrag zweifelsohne. Aber nicht ganz richtig bzw. einseitig eben leider auch. Wasser auf die Mühlen der Gegner der Öffentlich-Rechtlichen.
Während in Großbritannien gerade neue Bücher über die Pub-Kultur, vor allem the rise of the Brew Pub, entstanden sind, wird sie woanders abgebaut: In Brooklyn in New York City bei „Randolph Beer“ gibt es den ersten „Beer ATM“: Karte gegen Kreditkarten-Zahlung an Zapfhahn der Wahl halten und Bier selbst vom Automaten abfüllen. 24 Biere sind am Hahn, davon sind die Hälfte Craftbiere aus New York. Dazu wird übrigens an einer Bar – ja, die gibt’s dann schon noch – so etwas ähnliches wie eine Brezel serviert, mit Bier-Käse. Wohl bekomm’s!
Endlich ein Alibi fürs Bier-Trinken: Für alle, die wie ich gleichzeitig Craftbier und den „Tatort“ lieben, gibt es jetzt die „Alibi-Box“. Mit der gibt es zum „Tatort“ Bier aus der Stadt, in der er spielt. Aber Vorsicht: Wer die ganze Box am Krimi-Abend auf einmal trinkt, könnte Schwierigkeiten beim Ermitteln bekommen. Auf der Website der Macher können außerdem die Biere immer aktuell bewertet werden. Die Idee hatten die beiden Münchner Daniel Tudman und Christoph Wagner, Vertriebspartner ist die Bierothek.
Apropos Alibi: politisch trinken ist auch möglich, denn die Deutschen Kreativbrauer haben ihr erstes Bier herausgebracht. Den ersten Gemeinschaftssud „Kreativsud 1“ kann man zB hier kaufen.
Dass viele Craft-Brauer in den USA nicht mehr Craft sind, weil sie von einem großen Unternehmen aufgekauft wurden, forderte nun Anfang Oktober auch Tribut beim Great American Beer Festival in Denver. Hier dürfen nur Brauer teilnehmen, die wirklich independent sind. Das heißt, dass bei den rund 900 Brauereien dieses Jahr nicht 10 Barrel, Breckenridge, Elysian, Goose Island oder Wicked Weed dabei sein können. Und vor allem können sie nicht mehr Sponsoren sein, wenn eine große Brauerei oder ein Industrie-Getränkehersteller mehr als 25% der Anteile an der vorherigen Mikro-Brauerei halten. Allerdings hat sich die Brewer’s Association damit selbst sehr viel Ärger eingehandelt. „Manche Brauereien werden verbannt, aber die Brewer’s Association nimmt selbst Geld von AB InBev“, hieß es beispielsweise.
Immer mehr Bands haben ihr eigenes Bier und sind auch am Brauprozess beteiligt. Jetzt frisch „NOFX„, mit ihrem „Punk in Drublic“, einem „hoppy Lager“, bei Stone. Aber wusstet ihr, dass eins der ersten Band-Biere gar keins einer Punk-Band war? Nein, es heißt „Stray Dog“, kommt von der britischen Band „New Order“ und wurde bei Moorhouse in Burnley gebraut. Independent seit 1865. Blue Monday again, würd‘ ich sagen!
Und nicht nur Bands und Vereine haben ihr eigenes Bier, auch Süßigkeiten-Hersteller. In Wien hat die legendäre Manner-Schnitte nun ein passendes Bier, gebraut wurde das von Brauwerk (Ottakringer). Das Bier ist mir ehrlich gesagt auf Instagram wegen des Namens und des Etiketts zuerst aufgefallen: Es heißt „Schnittenfahrt“ und hat ein rosa Etikett – klar, die Farbe, die auch die Manner-Waffelschnitten tragen. Die „Schnittenfahrt“ ist, natürlich, ein Imperial Stout. Damit es zum kakaohaltigen Nachtisch passt.
Frauen, die brauen, feature ich ja gerne. Die Geschichte von Foo Lan-Sing aus Singapur ist außerdem aber einfach eine faszinierende Geschichte über die Liebe zum Bier und zum Brauen. Über die erste Braumeisterin des berühmten „Warpigs“ Brew Pub in Kopenhagen lest ihr hier.
Und zu guter Letzt… sollte man(n) wohl immer einen Bier-Öffner bei sich tragen, wenn man die Kronkorken nicht mit den Zähnen abreißen kann. Denn wenn man anderes benutzt, zum Beispiel eine Dose Pfefferspray, dann… kann man unter Umständen zukünftig nicht mehr ins Kino gehen. Wenn man aber einen Bier-Öffner hat, dann sollte man das hier vielleicht auch nicht unbedingt machen. Auch wenn das eventuell für den ein oder anderen eine sinnvollere Verwendung für einen Laubbläser erscheint.
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