Die kleine Bierschau vom 31.12.2018

Die letzte kleine Bierschau für 2018. Fühlt sich irgendwie komisch an. So viele Biere, so viele Bier-Themen und -Ereignisse immer, so wenig Zeit zum Bloggen. Und schwupp – ist das Jahr schon wieder rum.

Für mich persönlich war es tatsächlich ein bisschen ruhiger, denn ich bin mal nicht umgezogen oder habe den Job gewechselt oder so etwas. Es war das erste Jahr komplett in Stuttgart für mich. Allerdings steht hier noch einiges an Renovierung und Umbau-Geschichten an, aber ich will euch nicht langweilen. Das Bier-Jahr 2018 geht gut für uns Bier-Nerds in Stuttgart zu Ende: Der Kraftpaule ist gerettet! Die Crowdfunding-Aktion über startnext war erfolgreich, die nötigen 25.000 Euro waren schnell zusammen und wurden sogar noch übertroffen. Der Bar-Betrieb startet im Januar irgendwann. Ich durfte schon mal sneaken und ein erstes kleines Bier an der neuen Stelle in der Nikolausstraße 132 trinken: Sieht gut aus! Mehr Platz für alles, was das Herz begehrt.

Für Bier-Publikationen war 2018 ein hartes Jahr. Die „Bier“ aus dem Hause Motor-Presse Stuttgart wurde eingestellt, ebenso die Print-Variante der „Bier, Bars, Brauer“ aus dem Mixology-Verlag. Meininger’s „Craft“ brauchte einen neuen Chefredakteur und war etwas angeschlagen, ebenso das „Craft Beer Magazin“, für das ich ja auch gelegentlich schreibe. Im Selbstverlag ging es nach ungewissen Monaten im Mai dann weiter. Ich hoffe, das bleibt auch so. Dieses Auf und Ab zeigt aber auch: Es ist nur begrenzt Platz für Bier-Magazine. Auch wenn sich immer noch Leute für Craftbier begeistern lassen – nicht alle entwickeln neben dem Trinken auch so ein tiefes Interesse, dass sie bereit sind, nicht eben wenig Geld alle paar Monate für ein Hochglanzmagazin auszugeben. Zumal ja jeder dann doch irgendwie mehr oder weniger dasselbe berichtet. Der Magazin-Markt ist zwar jahrelang immer noch gewachsen, aber jährlich gehen auch etliche Magazine wieder ein. Das Print-Geschäft bleibt hart, davon ist der Themenbereich Bier natürlich nicht ausgenommen. Und viel ersetzen natürlich auch Blogs – da will ich mich jetzt nicht nur auf der schlechten Konjunktur ausruhen.

Und auch nicht alle Craftbier-Macher überleben. Zum Beispiel musste leider das Labieratorium in Cottbus dicht machen. Man wollte für mehr lokale Identifikation sorgen und hat in Cottbus selbst gebraut – und genau das hat den Inhabern das Genick gebrochen. Sie haben sich übernommen, der Absatz reichte letztendlich nicht aus, um die Kosten zu decken. Offensichtlich sind die Menschen in der Region nicht bereit, 3 Euro für eine Flasche Bier auszugeben. Und die Exporte nach Schottland und Österreich konnten nichts kompensieren. Schade. Tschüss, Labieratorium!

Dabei trinken die Deutschen im Schnitt wieder ein bisschen mehr Bier. Noch im Frühjahr vor der WM mussten wir uns mit den schlechten Nachrichten rumschlagen, dass der Bier-Konsum schon wieder gesunken sei. Dabei stimmt das gerade für das erste Halbjahr 2018 gar nicht. Im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2017 tranken die Deutschen wieder 0,6% mehr, Tendenz weiter steigend. Ich gehe jetzt mal davon aus, dass das nicht an der WM hängt, denn die konnte zu dem Zeitpunkt noch gar nicht vollständig ausgewertet gewesen sein. Lassen wir uns überraschen, bleibt ja ein Dauerbrenner-Thema. Wer es für 2017 und in der Abfolge der Jahre nach Bundesländern ganz genau wissen möchte, schaut hier beim Deutschen Brauer-Bund.

Allerdings: Bier wird teurer. Das liegt vor allem an der langen Hitze und der damit verbundenen Trockenheit in diesem Jahr. Braugerste und Hopfen sind knapper, das meiste ist ja ohnehin immer schon vorher verplant und verkauft. Und zudem ist nicht mit der gleichen Qualität an Alphasäuregehalt im Hopfen zu rechnen, so der Verband der Privaten Brauer in Deutschland. „Die Alphasäurengehalte liegen um etwa 20 Prozent unter der Normalernte. Als Ursache nennt Johann Pichlmaier vom Verband Deutscher Hopfenpflanzer vor allem die Witterungsverhältnisse.

Woanders auf der Welt hat die miese Witterung dieses Jahr für Tod und Vernichtung gesorgt. Daher hat nach den verheerenden Bränden in Kalifornien Sierra Nevada Geld gesammelt und will mit einem Anti-Waldbrand-Benefiz-Bier seinen Teil zum Wiederaufbau in der Region beitragen. Mehr als 1.200 Brauereien in den USA haben mitgemacht. Das „Resilience Butte County Proud IPA“ wird immer noch gebraut und verkauft, auch von anderen namhaften Craftbrewern wie Dogfish Head, Goose Island Beer Company, die ja jetzt zu Anheuser Busch gehören, Anchor Brewing oder Triple Rock Brewing und ganz viele kleinere Brauereien. Außerdem haben sich gleich fünf große Hopfen-Händler ebenfalls bereit erklärt zu helfen. Wow!

Und wenn wir schon beim Thema Geschichtsbewusstsein sind, dann zum Schluss noch ein Tipp, wenn ihr nach dem Kater am 1.1. auf der Couch liegt: Bier war auch ein großes Thema während des Nationalsozialismus. Jetzt wurde aufgearbeitet, wie Brauereien arisiert wurden, Zwangsarbeiter Bier herstellen mussten und die Nazis Bier in ihre Ideologie integrierten. Lesenswert.

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