Barrel aged beer wird immer beliebter. In Milwaukee gibt es jetzt sogar schon eine Brauerei, die nicht anders braut und arbeitet als mit Fasslagerung, die „1840 Brewing Company„. Und einer meiner liebsten deutschen Craftbrauer, Christian Hans Müller mit Hanscraft & Co., macht jetzt auch ein Barrel aged Bockbier, zusammen mit keinem geringeren Whiskey-Macher als Jameson aus Irland. Wieso, weshalb und wie und was seht ihr in diesem stimmungsvollen Video.
In Hessen wie überall wachsen die Mikrobrauereien, und jetzt soll es auch eine für Kassel geben. Dazu wird ein alter, ungewöhnlicher Weg gegangen: Die Macher der Braumanufaktur Steckenpferd sammeln Geld bei zukünftigen Kunden mit Crowdfunding. Ihr Projekt stellen sie unter dem Motto #MakeThePferdemarktGreatAgain auf startnext vor. Es soll jedoch nicht nur um Bier gehen, sondern die Brauer Johannes Alt und Erik Schäfer wollen insgesamt den Pferdemarkt wiederbeleben mit Kultur und Veranstaltungen. Und dazu gehört eben auch ein gutes Bier, is ja klar. Zur documenta soll es starten. Wär ja schon schön, wenn’s dann „läuft“ – so heißt auch das Bier der Beiden. Einen Bierlikör gibt es übrigens auch.
Es ist schwierig in den USA, gegen die Großen am Markt Gewinne zu machen, aber allen Unken-Rufen zum Trotz wächst der Marktanteil von Craftbier weiter; gerade kamen die Zahlen für 2016. Und mit Growler USA mit Hauptsitz in Denver gibt es einen privaten Player, der Pubs im ganzen Land eröffnet oder eröffnen will und sich damit gegen herkömmliche Gastro-Konzepte stellt. Das Motto lautet „True to the brew“, was Bevorzugung lokaler Mikrobrauereien bedeutet, und funktioniert nach Franchise-Prinzip, wobei jedes der bis jetzt 13 Brewpubs bis zu 100 Biere aus der jeweiligen Region verkauft – keins der Growler-Pubs verkauft Bier, das von außerhalb der USA stammt. Dahinter stehen drei Leute. Bis Ende des Jahres soll es in 50 Bundesstaaten Growler-Pubs geben. Vielleicht klappt’s – der Riese Anheuser Busch Inbev verkaufte jedenfalls im letzten Quartal viel weniger Bier als erwartet. Da sind größere Kleine wie die Boston Beer Company (SAM) und Sierra Nevada schon eine nennenswerte lokale Konkurrenz.
Beim letzten Mal habe ich ja ein paar Charity-Trinken-Projekte vorgestellt. In der US-amerikanischen Craftbier-Community in New England hilft und gedenkt man nun der Kriegsveteranen. Beim „Black Ale Project“ geht ein bestimmter Betrag eines extra Veteranen gewidmeten Bieres an Veteranen-Organisationen. Quasi Hilfe zum Fundraising. Und das funktioniert so: Bier-Blogger und Veteran Dave Pappas kam auf die Idee, weil er gerne etwas zurückgeben wollte – durch Dinge, die er liebt. Und so fragte er bei Brauereien an, ob sie mitmachen würden. Jeden Monat braut und released eine andere Brauerei ihr „Black Ale Project Bier„. Bisher haben acht Brauereien mit einem eigenen Bier für die Aktion teilgenommen, weitere haben sich laut Pappas schon verpflichtet, so dass die Liste angeblich bis Anfang 2018 reicht.
Übrigens wächst auch in Deutschland der Anteil von Craftbier am Markt. Das liegt vor allem an Brauerei-Neugründungen. Nach neuesten Erhebungen gibt es 1408 Braustätten, so viel wie seit der Wiedervereinigung noch nie. Und das alles, obwohl wir Deutschen so wenig Bier trinken wie lange nicht. Wie das Statistische Bundesamt meldet, entstand 2016 die Hälfte der neuen Brauereien im Norden, nämlich acht Gründungen in Hamburg und Schleswig-Holstein. In Nordrhein-Westfalen kamen sechs hinzu. Brauereien verloren jedoch Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland. Und auch in Bayern gibt es zwei Braustätten weniger. Freilich ist in Bayern die Brauerei-Dichte noch am höchsten, nämlich mit 624 Brauereien, gefolgt von Baden-Württemberg mit 195, und auf Platz 3 Nordrhein-Westfalen mit 132 Brauereien.
Interessant dabei: Offensichtlich hat der Brauer-Bund nun eine Definition für Craft-Brauereien gefunden, denn in der Statisktik-Auswertung ist die Rede von einer Ausstoß-Grenze von 1000 Hektolitern pro Jahr. Wer ist nach Ausstoß die größte Brauerei in Deutschland? Na klar, Krombacher, so das Fachmagazin „Getränke-Inside“, gefolgt von Oettinger, Bitburger und Veltins.
Noch mehr US-Vielfalt wird es aber demnächst auch in Deutschland geben. Das liegt an den, siehe oben, rührigen Hamburgn. Wie „about-drinks“ berichtet, wird die Hamburg Beer Company ab April als Exklusiv-Importeur drei Marken der Boulevard Brewing Company aus Kansas City hierzulande verkaufen.
Und weil ich im Moment noch in Bayreuth bin und das örtliche Bier sehr mag, hier ein nettes Porträt von Jeff Maisel im FAZ-Bierblog. Dazu noch zwei Anekdoten: Die Maisels sind entgegen der allgemeinen oberfränkischen Eigenheit (oder sollte ich Tradition sagen?) sehr offen für Neues, schauen über den Tellerrand, und vor allem haben sie sich seit Generationen vorausschauend verhalten. So sammelte Jeffs Großvater Oscar schon während des Kriegs Glas bzw. hatte Glasscheiben in Sicherheit gebracht, damit es nach Kriegsende schnell wieder losgehen konnte mit dem Brauen, die ganze Fassade der alten Brauerei war ja zerstört. Und: Schon die Spezialisierung auf Weißbier war eine Mischung aus wirtschaftlichem Kalkül und Neugier auf etwas Neues. Und so riet Oscar Maisel seinem Enkel Jeff auch beim Craftbier gut zu: „Wenn wir es nicht verkaufen, dann saufen wir es eben selbst!“. Nun, es verkauft sich. Und Jeff arbeitet im Bayerischen Brauer-Bund sanft intern an einem Umdenken in Sachen Reinheitsgebot. Damit noch mehr Neues in Bayern gewagt wird.
Und last but not least will ich euch den Craftbier-Rant der Woche nicht vorenthalten. Er ist diesmal auf der Jugend-Seite Noizz erschienen und handelt davon, dass zwei junge Deutsche in New York nicht verstanden haben, was ein barrel aged Bier ist. Es war übrigens das Goose Island Bourbon County Stout. Ziemlich rar. Jungs, wenn ihr es nicht mögt, dann lasst es doch den Liebhabern!