Sorry, es hat wieder länger gedauert als eine Woche. Dafür aber prall gefüllt, die kleine Bierschau heute, und etwas feiern musste ich auch noch. Denn das Liebesbier in Bayreuth, die Braugaststätte von Maisel & Friends, ist bei den diesjährigen Fizzz Awards für das „beste Bierkonzept“ ausgezeichnet worden. Das ist vor allem deswegen toll, weil es das Liebesbier ja erst etwa ein halbes Jahr gibt. Auch toll ist in der Kategorie „Team des Jahres“ der Award für „Ostbar“ und „Plattenladen“ von Moritz Niederstrasser und Roland Krefft in Bamberg – das „Erlkoenig„, die neue und zehnte Brauerei Bambergs, hatte leider hinter dem Liebesbier das Nachsehen.
Und noch ein Franke hat eine Auszeichnung eingefahren und konnte es in München im „P1“ letzten Montag krachen lassen: Klaus P. Wünsch ist „Erfolgsgastronom 2016“. Der Pionier der Food-Truck-Szene in Deutschland hat unter anderem eine Plattform für Food Trucks in Deutschland geschaffen und das „Food-Truck-Roundup“ in Nürnberg (jetzt deutschlandweit, und Maisel & Friends aus Bayreuth ist u.a. Sponsor) ins Leben gerufen. Und wir wissen ja: Food Trucks und (Craft-)Bier, das passt auch sehr gut zusammen. Im Podcast von „Nürnberg und so“ gibt er besonders interessante Einblicke. Denn Klaus ist gebürtiger Dortmunder, hat vor seiner Food-Truck-Karriere fünf Jahre in der Bundesliga gespielt und sich auch als Schiedsrichter versucht. Eine äußerst interessante Biografie.
Der WDR hat sich in letzter Zeit gleich mehrfach mit dem Thema Bier beschäftigt. Zum einen wurde geguckt, was an Bier-Vielfalt in Nordrhein-Westfalen so geht. Dazu gibt es schon seit Juli einen Podcast aus der WDR5-Reihe „Alles in Butter“, der Bier-Tradition und Craftbier-Szene beleuchtet (anhören bzw. Download hier, aber ihr müsst ein bisschen scrollen bis zur Folge „Bier aus NRW“).
Zum anderen ist die Doku „Prost, NRW! – Das Land der Biere“ entstanden, die jeweils am 30. September und am 3. Oktober im WDR-Fernsehen ausgestrahlt wird. Motto: Ob Pils, Kölsch, Alt oder Export – NRW ist Brauland, Biertrinken sei so etwas wie ein Bekenntnis zur Heimat. In Köln und Düsseldorf wird getestet, wie der Köbes, also der Kellner eines traditionellen Braugasthauses in Köln, Düsseldorf, Bonn und Krefeld, auf das jeweilige „gegnerische Bier“ reagiert. Das kann interessant und lustig werden. Interessant sicherlich auch der Einblick bei der seit 2008 in neuem Glanz erstrahlenden Dortmunder Bergmann-Brauerei mit dem schönen Motto „Harte Arbeit, ehrlicher Lohn“. Die Lizenz für diese alte Marke, die 1972 verschwand, kaufte sich 2005 Thomas Raphael. Warum, das erzählt er selbst auf der Website sehr emotional und anrührend: „In meinem Küchenschrank steht seit mehr als 40 Jahren ein schöner, gläserner Bierkrug. Er stammt vom Flohmarkt, den es damals regelmäßig Samstags auf dem Theatervorplatz gab. Ganz dunkel kann ich mich erinnern, dass es in meiner Jugend viele Brauereien in Dortmund gab: Neben Union, Actien, Ritter, Thier, Kronen, Stifts und Hansa auch die Dortmunder Bergmann-Brauerei. Dortmund war damals hinter Milwaukee die zweitgrößte Bierstadt der Welt – das stand zumindest auf den Bierdeckeln. Kann man das heute noch glauben? Das schöne Logo der Bergmann.Brauerei hat sich im Laufe der Jahre in mein Gedächtnis eingebrannt und mich nicht mehr losgelassen. Im Sommer 2005 bin ich per Zufall – ich suchte etwas ganz anderes – in einem Register auf das „Dortmunder Bergmann Bier“ gestoßen. Die Marke, seit 1972 bei der Dortmunder Union-Ritter Brauerei eingetragen, war einige Monate zuvor aufgegeben worden. Einige Stunden der Langeweile im Büro im Sommer 2006 und die Frage, was mache ich denn eigentlich so im Jahr 2007, brachten mich dahin, dieses Projekt weiter zu entwickeln. Was 1796 begonnen, und 1972 endete, wartete auf eine Fortsetzung! Warum nicht mal einfach einen Versuch starten?“ Tja, und das machte er dann auch. Inzwischen ist der „Versuch“ ziemlich erfolgreich. Zuerst wurden bei der Brauerei Bosch die vier „alten“ Biere gebraut. Seit 2008 gibt es eine eigene Braustätte, hier entstehen neben den traditionellen drei neue Craftbiere. Die Website selbst gibt sehr viel Auskunft, aber eine Foto-Reportage über die neue Bergmann-Brauerei gibt es hier, hier ein Porträt von 2012 im Wirtschaftsmagazin „brand eins“.
Apropos Craftbier: Auch Craftbier spielt bei der Doku natürlich eine Rolle. Vorgestellt werden die kleinste Brauerei Kölns, das Brauprojekt 777, die zB mit Hibiskus-Blüten brauen und so eine ganz eigene Interpretation des Reinheitsgebotes haben. Die Freunde Arne Hedschke, Thorsten Mömken, Tim Schade und Christian Preuwe sind in NRW so etwas wie Craftbier-Pioniere, ohne dass damals das Wort schon groß bekannt gewesen wäre. 2008 reifte der Plan für eine Mikro-Brauerei, seit 2012 gibt es sie. Seitdem machen sie regelmäßig Pilsss (doch, wird so geschrieben!), zwei IPAs, Single Hop, ein Sommerbier und Red Ale sowie diverse Saisonbiere das ganze Jahr über. Leider gibt’s bisher nur Werksverkauf, aber die Vier, die ursprünglich nur ein Bier für ihren Mofa-Klub brauen wollten, können immer mehr Bars, Kneipen und Clubs von Voerde am Niederrhein aus überzeugen, ihr Bier zu verkaufen.
Ebenfalls vorgestellt wird die Privatbrauerei Strate in Detmold, Familien-Unternehmen in fünfter Generation, das aktuell von drei Frauen geführt wird, und das äußerst erfolgreich und kreativ. So gewann das Strate-Gourmetbier „Chardonnay-Hopfen“ letztes Jahr den World Beer Award in der Kategorie „Speciality Beer – Experimental Speciality“.
Der SWR ist auch gut dabei im Bier-Jahr, und hat das gelungene Kurz-Hörspiel „Wir, Bier und Tier“ produziert. Thema: „Die Verwendung unzähliger Tiernamen im Bier- und Brauereimilieu ist keine historische Eintagsfliege, sondern jahrhundertelanger Alltag.“ Das Hörspiel veranschaulicht in zehn Folgen, warum das so ist. Fünf Folgen gibt es bereits, sie sind jeweils 4 Minuten lang. Anhören kann man sich quasi jeweils 2 Folgen auf ein Bier. Prost, ihr Hirsche und Tiger!