Sorry, beer geeks, schon wieder ein Monat – mehr als ein Monat! – dazwischen. Aber es folgte im Mai Umzug Teil 2. Und danach hatte ich erst einmal für zweieinhalb Wochen kein Internet, weil beim Anbieter gründlich was schief gelaufen war, ihr kennt das. Jedenfalls war mit geringer Bitrate nix mit Bloggen. Jetzt ist aber alles wieder gut. Entsprechend haben sich auch Bier-News angesammelt!
Zunächst einmal: Bier wird politisch. Ich hatte ja schon mal über das Projekt „drink for peace“ berichtet. So eine Sache geht auch kleiner: Erstens: Eine schwedische Brauerei hat ein Bier nach einem Mann benannt, der in London gegen die Attentäter auf der London Bridge kämpfte. Zweitens: Die Brooklyn Brewery in New York City hat extra für den Pride Month in den USA und speziell da die LGBTTIQ-Bar „The Stonewall Inn“ ein limitiertes Bier gebraut, das „Stonewall Inn Wit“. Für mich als Bierliebhaberin, äußerst politischer Mensch und Community-Mitglied eine dreifach tolle Sache, auch wenn ich es in Europa leider nicht bekomme. Ich hoffe, es gelingt auch, to arouse awareness. Pour proudly, folks! Drittens: Beer for votes – BrewDog hat zur Wahl in Großbritannien vor anderthalb Wochen Freibier für alle ausgegeben, die wählen. An mehreren Stellen vor allem in London wurden Passanten auf der Straße befragt, wen sie wählen, und wenn sie eine Antwort gaben, gab es eine Dose BrewDog-Bier. Die Punk-Brauer wollten so ihren Teil zu einer höheren Wahlbeteiligung beitragen.
Und so eine Sache geht auch größer: Nicht nur bekam Angela Merkel bei ihrem Mexiko-Besuch neulich gleich ein Glas Bier in die Hand gedrückt – ein politisches, nicht nur ein Willkommens-Zeichen. Sondern mexikanische und amerikanische Brauer haben im Mai auch ein grenzüberschreitendes Bier namens „Amigous“ zusammen gebraut, dass sich damit explizit gegen Donald Trump und seine Border-Politik richtet. Starkes Bier, starkes Etikett, starkes Signal. Ein anderes Anti-Trump-Bier, das sich „mexikanisches Lager“ nennt, kommt aus der Ukraine.
Nicht politisch ist dagegen, dass der niedersächsische CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Mattfeld zusammen mit Georg Friedrich Prinz von Preußen ein Bier namens „Preußens Pilsener“ braut. Die beiden haben dazu in Braunschweig eine Brauerei gegründet. Und so wird es ab Mitte Juli im Norden und in Baden-Württemberg freilich das Bier auch in Sixpacks in Getränkemärkten geben. Und auch nicht politisch ist – wir bleiben in Baden-Württemberg – , dass der Deutsche Brauer-Bund BWs Minischderbräsident Winnie Kretschmann zum Bier-Botschafter ernannt hat (andere zahlen für eine Ausbildung zum Bier-Botschafter viel Geld und machen ein Seminar, er hat den Titel einfach). Aber er darf ab und zu noch ein Viertele Wein trinken, hieß es in der Pressemitteilung.
Ihr wisst es wahrscheinlich schon: Belgisches Bier ist endlich immaterielles Weltkulturerbe! Richtig so! Aber da frage ich mich sofort: Wann kommt bitte Oberfranken mit seiner Bier-Tradition und seinen besonderen Bieren? Da kotzt die Genussregion, um mal ein in Bayreuth beliebtes Wortspiel mit der Werbebotschaft eines dort bekannten Interessensverbandes zu bemühen.
Wir bleiben aber g’schwind mal in Oberfranken. In Bamberg gibt es nämlich Streit ums Seidla. Also für alle Nicht-Franken: Ein Seidla ist eine Halbe, also 0,5 Liter Bier. Aber in letzter Zeit halt in Bamberg nicht mehr. Da ist a Seidla nur noch 0,4 l. Und das passt den Oberfranken natürlich nicht. Logo – mehr im Glas für denselben Namen wär okay, aber weniger… bassd goarrr ned! Gar eine Neuauflage des Bierstreits anno 1907 wurde gefürchtet. Is scho recht, Bamberch, reg dich auf. Aber andererseits: Glaubt ihr eigentlich noch, dass eine Maß auf Oktoberfest, Wasen in Stuttgart und Bergkirchweih in Erlangen wirklich noch einen Liter beherbergen?
Wir bleiben bei den Aufregern: In Dänemark macht eine Brauerei in Kopenhagen Bier aus Urin – vom Roskilde-Festival für das Roskilde-Festival. Aber das habt ihr harten Rocker sicher schon mitbekommen.
New Hessian Beer: Meine Heimat Hessen holt in Sachen neues Bier grad ganz schön auf. Nicht nur die geglückte Brauerei-Gründung in Kassel, jetzt gibt es auch neuen Gerstensaft in Gießen, den „Schlammbeiser“, ein Pils, und eine neue Brauerei in Limburg, und zwar, und da freue ich mich besonders, von Frauen. Auch wenn das bisher „nur“ eine Garagen-Brauerei ist. Und Frankfurt ist halt mal krass drauf. Da wurde jahrelang daran gearbeitet, den Henninger-Turm quasi abzuschaffen und Brauerei-Gaststätten zu vermeiden, weil man dachte, gegen die alten Äppelwoi-Kneipen eh keine Chance zu haben, jetzt kommt der Craftbier-Boom und dann machen die ein neues altes Brauhaus auf – IM neuen Henninger-Turm, noch im September, wenn alles klappt.. Jetzt, 2017. Verrückt. Und neben dem früheren „King Kamehameha“-Club macht ne Craftbier-Burger-Bar auf. Plötzlich geht in der Gastro, was jahrelang nicht ging in Mainhattan. Vielleicht liegt das aber auch an der neuen Drink-Connäktschn: Binding macht jetzt ein Gesöff aus – alle Südhessen jetzt gaaanz stark sein! – Apfelwein und Bier zusammen. Sorry, aber ich probier das erst, wenn es auch kein Wasser mehr in Frankfurt zu saufen gibt.
Guinness ist jetzt komplett vegan, und auch ansonsten wird die Bier-Welt etwas besser: mit Rückbesinnung. So wird in der Schweiz wie früher Bier aus Brot gewonnen – und damit die Brot-Reste umweltverträglich entsorgt und noch verwendet. Und Luthers besondere Verbindung zu dem berauschenden Gerstensaft habe nicht nur ich mich schon zu 500 Jahre Reformation gewidmet, sondern nun gibt’s auch das one and only Reformationsbier, mit dem natürlich auch Gutes getan wird, und damit meine ich nicht nur den Genuss des Flascheninhalts. Gebraut in einer Gemeinde übrigens. Sage noch mal einer was Abfälliges über Männergruppen und so. Die brauende Männergruppe in Wismar braucht keinen Bachelor mehr, bin ich mir sicher, aber für alle jüngere Semester ist es jetzt auch möglich, einen Bier-Bachelor zu machen. Falls man nicht Bier-Botschafter oder Bier-Sommelier werden will. Sondern ein Bier-Diplom will. Was Eigenes, um mal mit Loriot zu sprechen. Für die Zukunft (also hoffentlich). Aber da ist auch schon der Haken: Das gibt’s in Bielefeld. Und Bielefeld gibt es ja bekanntlich gar nicht. (Na gut, abgehangen, der Witz.)
Aber dann noch zu guter Letzt was wirklich Launiges: „RateBeer“ hat ein Problem – seitdem Anheuser Busch InBev immer mehr Mikrobrauereien kauft bzw. Anteile an diesen, denn das verdirbt die Ratings, meint das „Paste Magazine“. Und nein, diesmal kein „Craftbier-Rant der Woche“. Sondern die wunderschöne Polemik der „Süddeutschen“ über die Bierdusche. Fußballer unter euch – ihr wollt es doch auch nicht.
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