Die kleine Bierschau vom 18. November 2016

Heute und morgen findet die erste Bier-Messe in Bamberg, die proBier, statt. Bei den örtlichen Medien war im Vorfeld die Aufregung groß: Eine Biermesse in Bamberg, in der Stadt, die zusammen mit dem Umland auf 75 Brauereien kommt – die höchste Brauereien-Dichte der Welt – , und dann nimmt keine Brauerei aus Bamberg teil! Schock! Aus Zeit- und Personalmangel, denn gleichzeitig ist halt noch Beginn der Bockbier-Saison. Und hier und da gibt es auch noch andere Festivitäten zum ausklingenden Jubiläumsjahr „500 Jahre Reinheitsgebot“ neben der proBier.

Deswegen ist die Messe auch nicht ausgelastet: 50 Aussteller hätten Platz gehabt, aber nur 39 nehmen teil. Die Aufregung darüber, dass keine Bamberger Brauer anwesend sind, ist aber ein bisschen übertrieben, denn aus dem Umland gibt es ja Aussteller, etwa die Mikrobrauerei Hertl aus Schlüsselfeld, Brauerei Göller oder die Klosterbrauerei Weissenohe. Und Multiplikatoren, die auch mit Bier zu tun haben, etwa „Bierland Oberfranken“, die Bierakademie Bamberg oder die Bierothek Bamberg (und an die ist ja immerhin die Mikro-Brauerei St. Erhard angegliedert, als Haus-Brauerei). Außerdem: Das örtliche Bier kennt man ja. Geht es bei Bier-Messen und -Festivals nicht gerade darum, etwas Neues zu entdecken? Ich jedenfalls freue mich sehr auf Stonewood aus Chemnitz, Heldenblut, Wiestner und Lemke aus Berlin, das Brauhaus Binkert (okay, kennt man, aber immer wieder trotzdem gut!), Brauhaus Brandmeier, Die Braumanufaktur Radebeul, Sander aus Worms (fast ein bisschen Heimat!), Eppelein aus Nürnberg, Riedenburger („Dolden Sud“ – eins meiner All Time Favourites) und Zhůřák sowie Raven („Laid to waste“ – was ein Name für ein Bier!) aus Tschechien. Mein Geheimtipp: Smokey George von Rittmayer (Gold 2015 beim European Beer Star) aus Hallerndorf. Die haben bestimmt auch ihr Winterweizen am Start. Sonntag dann mehr zur proBier.

Das Tap House in München feiert schon 3-Jähriges! Meinen Glückwunsch. Echt einer meiner Lieblingsorte in München. Und demnächst, wenn der neue Konzertsaal am Ostbahnhof gebaut wird, sogar quasi noch zentraler. Gefeiert wird übrigens so:

1. Dezember ab 18:30 Uhr: Tap Takeover mit Frau Gruber aus Augsburg; 2. Dezember: Grünhopf aus Baden-Württemberg goes Tap (drei Grünhopfen-Biere vom Fass für wenig Geld); 3. Dezember: erster Jubiläumssud zusammen mit der „Munich Brew Mafia„, Anstich 19 Uhr. Ich kann nicht da sei, aber ihr solltet das.

Patent auf Braugerste? Carlsberg ist grad in der Kritik. Zahlreiche Nichtregierungsorganisationen haben die dänische Brauerei Carlsberg aufgefordert, drei Patente auf Bier zurückzuziehen. „Auf Bier und Braugerste darf es keine Patente geben. Das Züchten von Pflanzen und das Bierbrauen beruhen auf jahrhundertealter Tradition“, erklärte am Donnerstag die Vereinigung Keine Patente auf Saatgut. Die Organisationen aus mehreren europäischen Ländern, darunter Umwelt- und Kleinbauernverbände, warfen Carlsberg in einem offenen Brief vor, das europäische Patentrecht zu missbrauchen.

Das Europäische Patentamt in München vergab in diesem Jahr drei Patente an Carlsberg – zwei basieren laut den Kritikern auf zufälligen Mutationen im Erbgut der Gerste, die sich deswegen besonders gut fürs Bierbrauen eignet. Das dritte Patent beruht demnach auf einer Kombination der Eigenschaften dieser Gerste durch weitere Züchtung. Jedes Patent umfasse die Pflanze, deren Ernte, den Prozess des Bierbrauens, Produkte wie Malz und Würze sowie jegliche auf diese Weise produzierte Getränke.

Carlsberg argumentiere, es wolle die Gerste dafür einsetzen, beim Bierbrauen Energie zu sparen und so das Klima zu schonen. (Mehr dazu kann man hier lesen.)

Wenn jetzt bald die Adventszeit beginnt, sind Bier-Adventskalender ja wieder der Renner (von der Bierothek, Craftbier-Kalender, Bayerisches Weihnachtsbierpaket, …). Da gibt es zahlreiche. Außerdem gibt es ein wahnsinniges Angebot an Winter-Bieren. Und dann gibt es noch so abgefahrene Sachen wie den – Achtung!- Adventskalender Kronkorkenmagnete. Hey, das kann man nun wirklich selbst machen. Und mal ehrlich: Wer will denn nur die Kronkorken im Türchen, wenn er das Bier dazu nicht haben kann? Wer zu viele hat und selbst nicht handwerklich begabt ist so wie ich, dem empfehle ich die Beer Cap Map aus Holz. Allerdings: Wie sollen da allein alle Kronkorken aus Franken unterkommen?

Zum Schluss für heute noch der Blick auf die Insel. Ich lese grad „Brew Britannia: The strange rebirth of British beer“ von Jessica Boak und Ray Bailey (ja, die bloggen auch, freilich). Da geht es am Anfang ziemlich ausführlich um die Entstehungsgeschichte des Vereins „Campaign for Real Ale“ CAMRA. Fass ich mal zusammen, wenn ich lustig bin und Zeit hab, da gibt es interessante Parallelen aus den 70ern zum Craftbier-Boom heute. Aber noch wichtiger: CAMRA gibt es immer noch. Und sie sind immer noch campaigning. Aktuell geht es mal wieder um Bier-Steuer und Steuer-Erleichterungen für Pubs in Großbritannien. Man glaubt es kaum, aber Trinken war schon immer politisch in England. Mehr dazu kann man übrigens auch in dem unbedingt empfehlenswerten Buch „Man walks into a pub“ von Pete Brown nachlesen. Der Mann hat auch ein tolles Blog.

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