Die kleine Bierschau vom 17. März 2017

Ich ziehe um. Deswegen gab es so eine lange Pause, weil so viel zu organisieren ist. Und vermutlich wird es auch in nächster Zeit zu Unregelmäßigkeiten kommen, bis sich alles wieder eingependelt hat. Ich bitte das zu entschuldigen.

Nichtsdestotrotz soll es heute mal wieder ein paar News geben. Zuerst einmal: Der Erlkoenig, also ehemalige Erlkoenig, jetzt heißt er Kronprinz, in Bamberg feierte gestern den ersten Geburtstag mit speziellem Bier, das es tatsächlich nur am Donnerstag gab. Bambergs zwölfte Brauerei und erstes Craftbier-Restaurant residiert seit März 2016 in der Gaustadt, schräg gegenüber vom alten Spinnerei-Gelände. (Die zwölfte übrigens, wenn man die Hausbrauereien und die Lohn-Brau-Verfahren nicht mitzählt, denn sonst gibt es freilich mehr Brauereien in Bamberg, auch wenn die Stadt nicht mehr an die große Zahl von 63 Brauereien früher herankommt.) Wo früher in mehreren Teichen Fische gezüchtet wurden, wird heute Bier gebraut. Die Idee dahinter: Bier und Brot gehören einfach zusammen, gemäß des Ursprungs von Bier im alten Mesopotamien. Daher gibt es im Kronprinz eigenes Roggenbrot und Spezialitäten mit Brot auf der Karte. Aber auch das Brötchen zum Pulles Pork Burger beispielsweise ist anders, da selbstgebacken – und schön knusprig angeröstet. 12 Biere bieten die Macher an, nicht immer sind alle verfügbar. Wer macht das? Das ist nicht so hundertprozentig klar. Dahinter soll die alt-Bamberger Brauerei Kaiserdom stehen. Zumindest ist als Geschäftsführer des Kronprinz Felix Wörner eingetragen, der der Junior der Besitzer der Brauerei Kaiserdom ist.

Eigentlich für alle anderen außer die Einheimischen egal, diese Info. Denn es geht ja um das, was im Glas ist. Und das ist besonders: Unter den 12 Bieren sind gleich drei Whisky Ales, mit dem Blond Munich Style ein Münchner Helles sowie zwei European Amber Lager, eins davon doppelt gehopft. Und das Keute. Kannte ich nicht. Laut Info der Brauerei soll es sich dabei um eine Art „Ur-Kölsch“ handeln, das früher mit Kräutern, Hafer, Gerstenmalz und ein wenig Weizenmehl eingebraut wurde. Ich konnte es nicht probieren, habe aber von anderen gehört, das von Kräutern recht wenig zu schmecken ist, und dass wohl eher gemälzter Hafer genommen wurde, weil es sonst in Bayern ja wieder Probleme mit dem Reinheitsgebot gibt. Allerdings wird das Keute auch nicht als Bier beworben. Das ursprüngliche Kräuterbier ist ja da Gruitbier, mit dem hat das Keute aber nichts zu tun. Ich habe selbst noch mal nachgeforscht: In den Niederlanden gibt es ein traditionelles Bier, das nach einem bestimmten Korn Koyte heißt. Es muss ein Original Haarlem-Bier sein. Aber keine Ahnung, wie es gebraut wird, oder um was es jetz genau geht. Ich meine mich aber zu erinnern, dass auch die Ende der 90er von der Stadt Haarlem auferlegte Brauerei Jopen ein Bier mit dem Namen Koyte mal in ihrem Sortiment führte. Wer was dazu weiß, kann mich gerne kontaktieren, interessiert mich.

Drei Sude à 500 Liter sind pro Tag möglich. Gebraut wird unter dem Restaurant, die Sudkessel sind jedoch in den Gastraum mit integriert. Eine Bar mit viel Holz und Liebe zum Detail sorgt für Gemütlichkeit, wer sich im hinteren Teil niederlassen willl, wird von interessant gestalteten Decke überrascht: Hier hängen unzähliche Holzbierkisten, durch die die Beleuchtung zum Besucher herabbaumelt. Die kleine, aber feine Karte bietet amerikanische Klassiker, aber eben auch Snacks mit dem eigenen Brot. Natürlich gibt es auch ausreichend alkoholfreie Getränke für Fahrer und Co., aber der Bus fährt acuh direkt vor der Tür ab. Wer also nicht am Regnitz-Arm entlanglaufen will, kann den Kronprinz auch bequem mit dem Öffis aus der Innenstadt bzw. vom Bahnhof aus erreichen. Im Sommer lockt der angeschlossene Biergarten. Ach so, die Sache mit dem Erlkoenig: Die Brauerei fühlte sich genötigt, sich im September 2016 umzubenennen, weil sie zu oft verwechselt wurde. Gerade im Gastro-Bereich scheint es den Namen wohl doch öfter zu geben. Der majestätischen Bier-Qualität tut es freilich indes keinen Abbruch.

Equity for Punks jetzt auch im Hotel-Gewerbe: Wie jetzt zu erfahren war. ist die von BrewDog geplante neue Brauerei in Columbus, Ohio, nicht nur einfach ein neuer Pilgerort für die crowdfundenden Fans des schottischen Craftbiers. Sonder die Pilger können auch vor Ort absteigen: Es wird ein Bier-Hotel mit 50 Zimmern, das erste Craft-Bier-Hotel der Welt.

Die großen Brauhäuser bekommen Konkurrenz: In Bremen hat Ende Januar mit der „Craft Beer Bar“ eine der längsten Craftbier-Theken Deutschlands aufgemacht, angeblich ist sie eine der größten fünf. 40 Sorten Bier gibt es vom Fass. Außerdem gibt es 100 Flachenbiere. Und in Stuttgart gibt es in der neuen In-Bar „Paul & George“ jetzt kroatisches Craftbier, nämlich von der Brauerei „The Garden Brewery„, aufgrund einer Club-Betreiber-Freundschaft zwischen Stuttgart und Zagreb Und ja, genauso blumig wie der Name sind die Biere auch, die kein Reinheitsgebot beachten müssen. Sie werden auch im Ridmueller im Fluxus verkauft. Hop you!

Und wer sich gerade fragt, warum er oder sie eigentlich nicht auch in der Branche arbeitet: Hier liefert Riegele noch einen Grund, den Haustrunk, eine alte bayerische Tradition. Der BR hat ein schönes Video dazu gemacht.

IPA, Pilsner, Lager, Stout – wo wird eigentlich was getrunken? Und wie viel? Eine Getränke-Site im Netz hat sich anhand von Untappd-Daten mal an eine Weltkarte der Bierstile und -sorten gemacht. Abzurufen hier. Allerdings muss ich gleich enttäuschen: Auch hier dominieren die Großen. In Deutschland ist gar nur ein einziger Weißbier-Hersteller angegeben.

Gerade aus Berlin gab es ja in letzter Zeit viel Craftbier-Kritik, versteckt in nicht-lustige „Kolumnen“ (obwohl, hier mal eine wohltuende Ausnahme von der „Morgenpost“, aber die Analyse durfte die stellvertretende Online-Chefin wohl nicht schreiben). Jetzt gibt es ein Craftbier-Bashing auch zum Hören. Auf Radioeins hat Dietmar Wischmeyer, ja genau, der aus der „heute-show“, in seinem „Schwarzbuch“ mal ausgeholt. Auch nicht so lustig, um ehrlich zu sein. Aber eigentlich nur die Angst, dass die gute, alte Saufkultur den Bach runtergeht. Gähn!

Und dann ist ja heute auch noch St. Patrick’s Day! Darauf werde ich sicherlich heute Abend ein Guinness oder ein anderes Stout kippen. Aber bestimmt kein grünes Bier, obwohl es das als Gag extra für heute gibt, in Österreich. Da bin ich dann doch zu konservativ für.

Und weil das Wochenende vor der Tür steht: Checkt doch mal, wie viel ihr wo für Bier zahlt. „About drinks“ hat sich da mal umgesehen. Und Vorsicht, wenn ihr bei einer großen Bier-Kette was gewinnen wollt und euch daher einen Kasten oder mehr mit Freunden kauft, um die Kronkorken zu sammeln – der Gewinn muss geteilt werden! Wer was Gutes tun will: So wie früher saufen für den Regenwald ist jetzt saufen als Erdbeben-Hilfe möglich. Also so wird das freilich nicht genannt. Das ist es aber. Vor etwa einem Jahr wurde die Region Kumamoto auf Kyushu in Japan gleich zwei Mal von einem heftigen Erdbeben erschüttert. 150 Menschen starben, tausende Gebäude wurden zerstört, darunter auch das Wahrzeichen der Stadt, die Burg. Nun geht es an den Wiederaufbau. Dazu hat der Getränkehersteller Sapporo ein Spezialbier gebraut, das er mit dem Bild der Kumamoto-Burg vertreibt. Für jedes verkaufte „Sapporo Black Label„-Dosenbier spendet der Getränkehersteller 10 Yen. Das Bier soll ab dem 22. März für eine limitierte Zeit verkauft werden. Da in Japan dann auch die Zeit der Kirschblütenfeste ist, wird mit einem großen Absatz gerechnet.

Für den Frieden trinken geht aber auch. Mit #tastetolerance. Die Macher Martin Duchowski und Samir Kadunic, die sich vor zehn Jahren beim Studium an der FU Berlin kennen lernten, wurden 2016 mit dem ersten Preis eines Gründer-Awards ausgezeichnet. Hinter den beiden wiederum steht ein Verein, mit sieben Team-Mitgliedern. Das erste drinkforpeace-Projekt betrifft das ehemalige Jugoslawien, genauer Bosnien-Herzegowina. Da soll Geld aus dem Craftbier-Verkauf in eine Schule fließen.

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