Die kleine Bierschau vom 14. August 2016

Was ist Bieriges passiert? Zum IPA Day letzte Woche gingen die Meinungen stark auseinander: Indian Pale Ale – ein gutes oder ein schlechtes Bier? Zumindest gleichzeitig ein interessanter und ein langweiliger Bierstil, war sich das Internet gepflegt uneins. Trinken tut’s halt doch jeder eigentlich gern, denke ich, aber wenn man sich auf die Ebene des Mögens herablässt, dann können wir freilich das Bier an sich nicht mehr diskutieren.

Also zurück zum Bier. Diese Woche haben Experten, das heißtausgewählte Bier-Blogger, Autoren und Brauer, im US-Lifestyle- und Food-Magazin „Thrillist“ die meist unterschätzten und meist überbewerteten Bierstile genannt. Überschrift: „IPA sucks“. Das muss schon etwas genauer gehen. In der Folge lesen wir von 14 dieser ausgewählten Menschen, was sie für überschätzt halten und was für unterschätzt. Ergebnis: Die einzelnen Einschätzungen decken die Überschrift nicht. Sie hätte auch genauso lauten können: „Sour sucks“. Oder: „Saison is underrated“. Leider wird nicht erklärt, warum. Wir lesen Allgemeinplätze wie „Ich würde sagen, Bierstil XX“, „Sours sind überschätzt, aber ich meine nicht Bierstile wie Gose oder Berliner Weiße“, „Pils ist einfach ein großartiges Bier“, „Extremes Bier ist überschätzt, weil zu viel Experimentieren den Bierstil kaputt macht“ (äh, was?), „Porter wird unterschätzt, weil alle Stouts immer die guten Ratings abkriegen“, … Ich meine: Was soll denn der Konsument mit so etwas anfangen? Kennt er die Brauer und Schreiberlinge, dann vielleicht noch halbwegs. Aber ohne vernünftige Begründung bleiben wir bei dem, was ich, siehe oben, auch für diese Netzschau nicht wollte: Es bleibt beim eigenen Geschmack. Einzige Ausnahme bei dem „Thrillist“-„Listing“: John Thompson von „The Hop Local“ aus Washington Metropolitain Area. Er liefert tatsächlich als Einziger eine Begründung. Also, ihr Hopheads da draußen, macht euch keinen Kopf darüber, ob ihr etwas mögen müsst, was gerade angesagt ist oder umgekehrt. Trinkt einfach weiterhin, was ihr mögt, und gut is.

Apropos unterschätzt und eigene Meinung: Camba Bavaria aus Truchtlaching und Hoppebräu aus Waakirchen haben einen Gemeinschaftssud gebraut. Ein Weizen Pale Ale namens „Bravo“ (wegen der Hopfensorte Bravo). Ihr wisst das alle bestimmt schon, aber für mich war das neu: Bravo ist deutsch, da angebaut im Elbe-Saale-Gebiet, aber eine amerikanische Zuchtsorte. Ich bin heiß wie Frittenfett auf dieses Weizen Pale Ale, denn noch konnte ich es nicht verkosten. Und ich wage schon mal unverkostet zu behaupten: Das ist bestimmt Bombe. Warum? Weil, siehe Nonsens-Begründungen oben, Weizen Pale Ale einer meiner liebsten Bierstile ist. Und von Camba und Hoppebräu bisher nur Gutes kam. Aber jetzt doch noch kurz meine Meinung beseite: Was für Weizen Pale Ales gibt es eigentlich, und was macht sie so besonders?

In der Tat gibt es bereits über ein Dutzend auf dem Markt. Ich denke, BrauFactum hat mit seinem Indra mal ganz gut vorgelegt, erinnert sei aber auch an das Citrilla von Maisel & Friends, das es zuerst als „Geschenk-Rezeptur“ als erste Collaboration Brew in Deutschland überhaupt zusammen mit Ratsherrn zum Einjährigen vom „Alten Mädchen“ in Hamburg unter dem Namen „Citrilla Wheat“ in 0,75-Flaschen gab, und nun seit dem Sommer von den Bayreuthern regulär in 0,33-Flaschen mit neu gestaltetem Etikett ins Sortiment übernommen wurde. Was den Reiz ausmacht, ist die Kombination von herbem Weizenmalz und fruchtigen Noten von Banane, Zitrone, Grapefruit, aber auch würzigen Nelken. Verwendet wird meist der Hopfen „Cascade„, dem nachgesagt wird, er könne diese beiden Pole supergut ausbalancieren. Wirkt mediterran und ist, glaube ich, deshalb in Deutschland im Sommer inzwischen sehr beliebt. Ob ihr mich jetzt fragt oder nicht: Mein persönlicher Tipp hier ist das „Bayerisch Nizza“ von Hanscraft Aschaffenburg.

Und falls das Experiment Weizen Pale Ale doch mal schiefgeht? Einfach anders verkaufen. Hier zehn Beispiele, wo es nicht so wurde, wie es geplant war, darunter – Achtung, eigene Meinung ohne Begründung! – das von mir geliebte Innis & Gunn (mehr vom Fass als aus der Flasche).

0 0 votes
Article Rating

Comments

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

error

Enjoy this blog? Please spread the word :)

0
Would love your thoughts, please comment.x