In Deutschland wird immer weniger Bier getrunken. Das hat viel mit Gesundheitsbewusstsein zu tun. Dabei weiß jeder Läufer ja: Vor allem Weißbier ist das beste isotonische Getränk, das es gibt. Im Trend sind auch neue Radler-Entwicklungen oder Biere gemischt mit anderem Fruchtsaft. Für Hardcore-Sportler mögen das aber wiederum zu viele Kalorien auf einmal sein. Die lockt vielleicht ein Protein-Bier, wie es jetzt auf der Fitness/Kraftsport-Messe Fibo in Köln vorgestellt wurde – natürlich alkoholfrei. Aber Achtung: Das Protein-Bier ist nur was für gestählte Männer, Mädels! Werbespruch: „Jetzt Männlichkeit zurückholen“ – ja, wo war die denn hin, so ohne 21 Gramm Protein in der Flasche vorher? Dann empfehl‘ ich mal: Besser drauf aufpassen!
Und apropos Radler: Da geht auch nicht nur einfach ein gutes Produkt mit qualitativer Zitronenlimonade. Vor allem nicht im von der Feinstaub-Debatte gequältem Ländle. Die Geislinger Kaiser-Brauerei hat das erste „Solarbier“ der Region eingebraut, das „Sonnenradler„, mit Ökostrom hergestellt (dabei weiß ja jeder, dass das streng genommen nicht richtig ist, weil die Nutzung von Ökostrom nur einen bestimmten Anteil ausmacht, der ins Stromnetz eingespeist wird.). Bis 2023 will die Brauerei komplett CO2-neutral produzieren.
Und übrigens: „Solarbier – gebraut mit der Kraft der Sonne“ ist tatsächlich ein Zertifikat, es wird geprüft von der Technischen Universität München. In Deutschland dürfen sich bisher nur 23 Brauereien das Zeichen mit aufs Etikett designen, wenn sie energetisch ökologische Herstellungsweisen gegenüber fossilen und CO2-lastigen Energieträgern bzw. Atomstrom bevorzugen. Seltsamerweise sind die meisten dieser Brauereien aus Franken. Und die bekannteste dürfte die Kloster-Brauerei Scheyern sein. Das Gegenteil davon dürfte dieses Bier sein, das Dank Gentechnik ohne Hopfen auskommt. Einen genaueren Bericht dazu gibt es bei „Spektrum der Wissenschaft“. Hier beschreibt Lars Fischer Ergebnisse aus der Forschung, bei der aus genetisch veränderter Hefe Hopfen-typische Aromen aus dem Erbgut von Minze und Basilikum gewonnen wurden. Allerdings gibt es dabei auch einige Probleme. Denn welche Enzyme genau beim Hopfen für den Geschmack verantwortlich sind, weiß man nicht beziehungsweise ist das ein höchstkomplexer biochemischer Prozess. Zum anderen verbraucht die Hefe auch genug Vorläufer-Eiweiß für die Bildung anderer Moleküle.
Möglich wäre sicherlich einiges mit besonderen Hefen – aber: Auch das ist nicht unbedingt billiger als Aromahopfen, wie vor allem Frau Gruber aus Augsburg beweisen, die neben verschiedenen Hopfen auch verschiedene (eigengezüchtete) Hefen für ihre Bier-Aromen benutzen. Hefe ist generell in der Bierbranche im Vergleich relativ wenig erforscht und (bewusst) divers genutzt. Dabei ist sie geschmacklich mindestens genauso vielfältig wie der Hopfen – und der bringt es allein schon in Verbindung mit dem Malz auf rund 2.500 Aromen – mehr als 1.000 so viel wie Wein.
Und wer jetzt denkt, ah, Radler und Solarbier, das schreit nach endlich Biergarten und Draußen-Sein: Obacht, es gibt Gründe, warum Insekten auch auf Bier stehen, wie die SZ berichtet.
Wer anders „gesundheitsbewusst“ Bier genießen will, greift vielleicht demnächst zum Hanf-Bier. BRLO und die US-amerikanischen Rapper von „Run The Jewels“ bringen gemeinsam das Legend Has It Pils zum internationalen Weed Day am 20. April auf den deutschen Markt.
Die arty Craftbiere hat ja seinerzeit in Deutschland Kehrwieder eingeführt, in einer ersten Kollaboration mit Alex Diamonds. Manch einer mag sich aber noch an die popkulturellen Etiketten einer Beck’s-Sonderedition 2012 erinnern, jaja. Meinereiner als Fan der ersten Stunde von „Bloc Party“ hat sie alle.
Ebenfalls neu und künstlerisch wertvoll ist das neue limitierte Bier von Maisel & Friends, Case Maclaim. Zu sehen ist auf dem Etikett ein Teil der Leinwandarbeit „The Power of Movement“ von CASE. Die Bayreuther haben ja eh ein Faible für Street Art, in ihrer Gaststätte Liebesbier prangt groß, breit und stolz der Hopfenreiter des Berliner Künstlers Vidam, und im Gastraum lassen sich weitere Werke finden. Eine direkte Design-Kooperation für Etiketten ist jedoch neu. Dem ersten „Artbeer“ sollen weitere folgen.
Und wenn wir schon bei Neuinterprationen von Bier sind: In Japan ist Bier nicht mehr Bier. Seit dem 1. April ist die Definition das erste Mal seit 110 Jahren dort geändert – natürlich wie so oft aus wirtschaftlichen Gründen. Das „Happoshu“ genannte Quasi-Bier hat einen geringeren oder gar keinen Malz-Gehalt, weil dieser Geschmack sowie kräftiger Hopfen bei den Japanern nicht mehr so gut ankommt. So genannte „dritte Biere“ mischen auch Zutaten wie Sojabohnen oder Liköre hinein, um den herben Malzgeschmack zu dämpfen. Musste Bier bislang einen Malzgehalt von mindestens 67 Prozent aufweisen, sind es jetzt nur noch 50 Prozent. „Auch wurde die Liste der erlaubten Zutaten erweitert. Durfte es bisher nur Getreide sein, sind jetzt auch Früchte, Gewürze und Kräuter, aber auch Algen oder Muscheln zulässig“, schreibt der Korrespondent der FAZ.
Wer nicht im Fitnessstudio ist und pumpt, kann sich im Biergarten ruhig mal zurücklehnen und noch eine Halbe oder a Seidla stemmen, denn endlich haben wir es geschafft: Deutschland ist Europameister – im Bier-Brauen. Es gibt bei uns inzwischen (wieder) über 40 verschiedene Biersorten und mehr als 6.000 verschiedene Biermarken. „Wer die alle probieren will, könnte sich rein rechnerisch über 16 Jahre lang jeden Tag ein neues Bier aufmachen„, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung des Deutschen Brauer-Bundes. Traditionell ist und bleibt Deutschland aber eher das Land der Pils-Trinker. „Pils hat einen Marktanteil von über 50 Prozent. Dahinter folgen Weizen und Export mit jeweils rund acht Prozent. Was wir feststellen, ist: Der Anteil alkoholfreier Biere steigt deutlich (mehr als 400 gibt es, Anm. v. mir), aber auch Spezialitäten wie Kellerbiere oder Landbiere werden immer beliebter“, so Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes. Aber: Beliebtestes Getränk in Deutschland ist immer noch Kaffee.
Anfang des Monats spielte sich in Dortmund ein „Bier-Drama“ ab: Ein Laster verlor 400 Kisten Bier. Allerdings war es nur Heineken. Also für viele eigentlich kein Bier-Drama. Das erinnert mich an einen ähnlichen Vorfall in Oberfranken, zu dem der Kollege die Flaschen sprechen ließ.
Falls ich mal heirate, würde ich mir auch wünschen, dass mir jemand ein Bier braut. Oder zumindest ein Fass meines Lieblingsbiers sponsert. Ersteres passiert Prinz Harry. Für seine Hochzeit hat eine Brauerei in Windsor ein spezielles Bier eingebraut. Mit Gerste aus der königlichen Farm in Windsor – aber mit Hopfen von der amerikanischen Westküste. Dann mal ein royales Cheers! Einen Liebstrunk haben Harry und seine Meghan allerdings wohl nicht mehr nötig. Aber was wäre eine gute Hochzeit ohne gutes Bier, vor allem im Empire?
Aber Vorsicht, wenn man nicht Royal, sondern „nur“ prominenter Sportler ist. Dann streiten sich Firmen und Verbände darüber, ob die Vermarktung mit Bier eigentlich gewinnbringend ist, so wie letztens bei den Baseballern von den New York Yankees. Die haben in ihrem Stadion eine Technik, mit der sich die Konterfeis der Spieler auf den Schaum von Kaffee oder Bier drucken lassen. Die Major League Baseball fand das nicht so geil.
Zum Schluss noch was Lustiges: Ein Paraglieder in Brasilien hat sich im Flug ein Bier geschnappt. Tja, wenn man eben Durst hat…