Daniel Bleichers CaSt-Brauerei gibt es nur zufällig. Und schuld ist ausgerechnet das Arbeitsamt. Denn Bleicher war in jungen Jahren arbeitslos und musste sich dem üblichen Prozedere hingeben. „Ich saß dann da und wurde gefragt, was ich am liebsten mache, also auch so in meiner Freizeit. ‚Bier trinken‘, hab‘ ich dann gesagt“.
Immerhin auf den zweiten Blick eine Perspektive, wenn man auch an der Herstellung von Bier interessiert ist. War Bleicher. Und machte seine Ausbildung zum Brauer in einer Gasthausbrauerei. Den Meister machte er sogar in München und arbeitete danach ein Jahr in Pullach. Aus Bayern nahm Bleicher auch die Liebe zum Weißbier mit. Dann besuchte er einen Kumpel in Kalifornien und lernte die Hopfen-Vielfalt beim Pale Ale und India Pale Ale kennen. Bleicher war begeistert.

Hinterhof-Brewing
Und 2010 war nach etlichen Braumeister-Jobs klar: „Ich will selbstständig werden.“ In einem Hinterhof mitten im Heusteigviertel wurde CaSt in den Räumen eines ehemaligen Ateliers geboren. „Ca“ für „Kalifornien“, „St“ für „Stuttgart“; im Logo sind daher neben Gerste und Hopfen auch ein Bär und ein Pferd zu sehen, die jeweiligen Wappen-Tiere. Das Logo ziert inzwischen 10 Sorten. Es läuft gut für Bleicher, vor allem in den vielen durchs Militär und über internationale Firmen nach Stuttgart gekommenen Amerikanern hat er viele und treue Kunden, die sich über ein IPA fern der Heimat freuen. Besonders gut funktioniert das Pumpkin Ale im Oktober. Locals müssen dann schnell sein, wenn sie auch was haben wollen.
Anfangs 220 Kisten
Bleicher produzierte anfangs nur so 220 Kisten, daher durfte jeder, der bei ihm vorbei kam, maximal nur eine kaufen. So richtig den Überblick behalten konnte er dabei aber nicht, außerdem war er zu experimentierfreudig, und die ganzen Stadtteilfeste gab’s ja auch noch. „Ich hab‘ immer gebraut, und dann war’s Geld weg.“ Auch wenn Bleicher viel lacht beim Erzählen und sehr locker rüberkommt – er hat harte Jahre hinter sich. Denn wie so oft wollte auch in seinem Fall keine Bank einer Mikrobrauerei ein Darlehen geben. Sonst hätte Bleicher direkt professioneller an einem anderen Standort starten können. Dann bekam er etwa ein Jahr lang keine Braugenehmigung, die Brauerei liegt mitten im Wohngebiet. Direkt ein halbes Jahr nach Start drohte das Aus, weil die Tanks durch einen Montage- oder Berechnungsfehler kaputt gingen, sie zogen Vakuum.
Schon kurz vorm Aufhören
„Ich wollte dann echt schon was anderes machen, aber die Leute haben mir die Bude eingerannt und wollten mein Bier“, erzählt Bleicher. Also wurden auch die Reserven reingesteckt. Nach und nach konnte erweitert und umgebaut werden. Die Zeiten, in denen Bleicher Leute wegschicken und sagen musste „Wir sind ausverkauft!“ sind vorbei. Aber dann trat 2015 Zachary Clemens auf den Plan, wurde Bleichers Partner und beschloss: „Da ist noch deutlich Luft nach oben.“ Clemens arbeitet seitdem daran, CaSt professioneller aufzustellen. 2017 produzierte CaSt schon 400 Hektoliter, es gibt einen Investor und wohl bald einen neuen, größeren Standort in Feuerbach.
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