Bücher über Bier: „Der ultimative Bier Guide“

"Der ultimative Bier Guide"

Meine Kollegin Sünje Nicolaysen hat ein Buch über Bier geschrieben. Sie verspricht: „Zum Kenner in 222 Grafiken“. Keine Vorkenntnisse erforderlich, nur Interesse. Das Versprechen wird eingelöst, vor allem steigert sich nicht nur das Bier-Wissen, sondern auch der Bier-Durst.

Als Mädchen aus dem Norden habe Nicolaysen schon immer gern zum Pils gegriffen. Irgendwann kam aber das erste handgemachte Bier (sie schreibt bewusst nicht „Craftbier“), und dann wollte sie unbedingt mehr wissen. Also eigentlich unbedingt alles. Und daher fängt sie auch bei der Hopfenernte an. Naja, eigentlich bei Zahlen rund ums Bier und dem wichtigen Fakt, dass damals Frauen das Bier gebraut haben und die Norddeutschen viel eher Bier brauten als die Bayern – auch wenn das im Süden heute kaum einer so gerne liest. Aber dafür wird es einem ja von einer Hamburgerin erklärt, das ist schon gut so. Unterstützt wird die Reise durch die Welt des Bieres durch die tollen Grafiken von Ole Schleef.

Vom normalen Biertrinker zum Bierbewussten

Eingeteilt ist das Buch in sechs Kapitel: Biertrinker, Bierentdecker, Biergenießer, Bierkenner, Biertester, Bierbewusste. Außerdem gibt es weiterführende Links und Literaturtipps. Kurz, knackig und unterhaltsam geht es von den Fakten zum Bier und Biertrinken zum Brauen, zu Brautraditionen übers Reinheitsgebot und die Hanse zum Craft-Beer-Boom. Anschaulich wird „Kreativ-Brauen“ erklärt, nämlich auch bildlich, was man noch alles nehmen kann zum Brauen an Früchten, Gewürzen, Gemüse und Kräutern.

Illustration aus dem "ultimativen Bier Guide"
Illustration aus dem „ultimativen Bier Guide“

 

Bier-Mixe und kuriose Geschichten rund ums Bier nehmen einen größeren Raum ein. Oder wusstet ihr, dass Anstoßen jahrelang in Ungarn verboten war? Dass Craft-Brauern in Thailand das Leben besonders schwer gemacht wird? Hingegen scheinen sich die Schweden und die Niederländer das Schaum-Abstreifen wohl eher aus Großbritannien abgeguckt zu haben… was jetzt leider nicht in dem Buch vorkommt. Auch wird die Pub-Tradition eher nur auf Irland und aufs Runden-Schmeißen beschränkt. Aber man kann ja nicht alles haben.

Was Hopfen alles kann und wie unterschiedlich er schmeckt

Dafür erklärt Nicolaysen, was der Hopfen alles kann, welche die größten Anbaugebiete weltweir sind und welche Hopfen-Sorten dort jeweils die beliebtesten. Besonders schön, also auch optisch, ist dabei die Tabelle, welcher Hopfen wie schmeckt. Auch das Wirken von Malz, Hefe und Brauwasser wird genauer unter die Lupe genommen. Natürlich wird dann auch der Brauvorgang erklärt, was bei der Gärung passiert und wie die „Kunst der Hopfengabe“ funktioniert.

Beim Genießen geht’s dann um Lagerung, Trinktemperaturen, das richtige Glas, das richtige Einschenken – und natürlich kurz auch um Food Pairing, mit vier Rezepten. Erst danach steigt Nicolaysen in die Bierstile ein, mit Fokus auf deutschen, englischen und belgischen Bierstilen sowie unter Nennung ein paar exotischerer wie Jopen oder Eisbock.

Wer war das Schwarzwald-Mädel von Rothaus?

Witzig und erhellend ist der Ausflug in die Welt der Werbegrafik. Wer das Schwarzwald-Mädel von Rothaus war oder ist, weiß man ebenso wenig wie die Identität des Mönchs auf dem Paulaner-Etikett. Zum Schluss bekommt man das nötige Rüstzeug für Tastings und wie man Geschmäcker und Aromen am besten artikuliert, also eine Einführung in die „Bier-Sprache“.

Ich finde: Nicolaysen nimmt mit ihrem netten Erklärbärbuch vor allem Frauen die Angst vor der Materie. Leider ist es ja immer noch so, dass Frauen, wenn sie Bier als interessantes Getränk für sich entdecken, von der Männerdominanz abgeschreckt sind. Es ist okay, nur zu trinken, weil’s schmeckt. Aber mit Büchern wie dem „ultimativen Bier Guide“ gibt es jetzt eigentlich keine Ausrede mehr, sich auch etwas Wissen anzueignen. Und sich das nächste Mal damit an der Bar, in der Kneipe, beim Bier-Festival oder auch nur zu Hause zu behaupten. Perfektes Einsteigerinnen-Buch. Cheers!

Sünje Nicolaysen: „Der ultimative Bier Guide. Zum Kenner in 222 Grafiken.“ Heyne 2018, 173 Seiten. 16,99 Euro.

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