Happy Birthday, Schönbuch Braumanufaktur!

Foto: Schönbuch Braumanufaktur

Es ist eine Erfolgsgeschichte, die da in Böblingen vor 200 Jahren begann. Und die sich ironischerweise vermutlich nicht so ereignet hätte ohne Stuttgart und ohne amerikanisches IPA. Und natürlich gehört auch kluges Unternehmertum dazu. Happy Birthday, Schönbuch Braumanufaktur!

Karl Gottfried Dinkelacker ist schuld. Er legte 1823 den Grundstein für die heutige Braumanufaktur Schönbuch. Nach 11 Jahren aus Nürnberg zurückgekehrt mit Ideen für ein Kellerbier im Gepäck: Traditionelles, das doch anders und innovativ ist – das kennzeichnet die Brauerei bis heute. Immer wieder hat sie sich neu erfunden, erweitert, verbessert. In einem Rahmen und doch aufregend neu. Die vielbeschworene Allianz von Tradition und Moderne – hier ist sie wirklich wahr und gelebt. Seit nunmehr 200 Jahren schon.

Braumanufaktur Schönbuch in Böblingen. Foto: Kerstin Fritzsche
Braumanufaktur Schönbuch in Böblingen. Foto: Kerstin Fritzsche

 

Moderne und traditionelle Biervielfalt – und ein Jubiläumsbier

Mehr als 15 Biersorten sind seitdem im Angebot. Zum 200-jährigen Jubiläum kommt natürlich Karl Gottfried Dinkelacker zu besonderen Ehren: mit einem – wie sollte es anders sein – untergärigen Kellerbier. Aber von hellem Bock über Vollbier, Weizen, Dunklem, Pale Ale, Export, Hellem, Radler und Weihnachtsbier bis hin zu dem meiner Meinung nach besten norddeutschen Pils südlich des Weißwurstäquators hat Schönbuch bereits viele nicht nur leckere, sondern auch international ausgezeichnete Biere am Start, die mensch alle in diesem Jahr hochleben lassen sollte.

Stuttgart, die USA und ein historischer Zufall

Zu der Wahnsinnsgeschichte von Schönbuch gehören aber auch ein paar Geschichten. Allen voran die, dass die Söhne Karl Gottfrieds, Christian und Wilhelm sich über die Fortführung des Familienunternehmens so zerstritten, so dass Wilhelm seinen Bruder 1873 auszahlte, der dann 15 Jahre später die Brauerei Dinkelacker in Stuttgart gründete. 1890 tilgte der Böblinger Teil der Familie dann das C aus dem Namen, 1906 wurde die Brauerei offiziell umbenannt in „Brauerei Schönbuch“, damit es keine Verwechslungen gibt. Noch heute kommt es vor, dass der jetzige Inhaber Werner Dinkelaker jun. gefragt wird, ob er was mit der Stuttgarter Brauerei zu tun habe. „Dann muss ich immer erklären, dass streng genommen die was mit uns zu tun haben.“ Schon 1906 waren die Böblinger modern und führten ein Spezialbier ein, nur drei Jahre nach Einführung des Flaschenbieres. Eine andere moderne und gleichzeitig traditionelle Sache ist die mit dem Weißbier. 1991 führte das Werner Dinkelaker Senior ein. Damals hatte die Brauerei einen fränkischen Braumeister.

Überhaupt, „der Werner“, also der Junior! Baden-Württembergs „Bier-Papst“, denn kaum ein Brauer ist weltweit vermutlich in Sachen Bier so viel rumgekommen wie er, ist so neugierig, immer offen – und bloggt selbst über Bier und Brauereien, die er besichtigt. Und weil Werner Dinkelaker in New York City 2008 bei Garrett Oliver in der Brooklyn Brewery ein fruchtiges Pale Ale kennenlernte, war er seitdem fasziniert von den Möglichkeiten, die mensch mit verschiedenen aromatischen Hopfen hat. „Mir war nicht klar, wie die das hinbekommen, und Garrett verwies nur auf den Hopfen, Cascade“, erzählt Dinkelaker. Den besorgte er sich – und geriet in einen riesigen Streit mit seinem Braumeister. Schließlich wurde aber doch produziert, und es gab das erste Schönbuch Pale Ale hopfenreduziert als Summer Ale, bevor das jetzige Pale Ale ab 2013 in den Verkauf ging. Streng nach Reinheitsgebot. Wieder so eine modern-traditionelle Geschichte.

Meine Lieblingsgeschichte ist aber die mit dem „Jäger Spezial“. Vielleicht, weil sie sich auch so genial als urban legend eignen würde. Eigentlich ist es Glück, gepaart mit entsprechendem Unternehmerwillen, dass dieses Bier – modern traditionell – die größte Erfolgsgeschichte der Brauerei wurde. Das süffige Export gab es bereits in den 70ern, geriet aber wieder total in Vergessenheit. Bei Umbauarbeiten 2016 im Filmzentrum Böblingen wurde eine alte Flasche des Bieres gefunden, und in der Brauerei begab man sich auf die Recherche. „Tatsächlich fanden wir dann in einem Tresor auch noch die alten, orangefarbenen Etiketten und hatten sofort Lust, an der Rezeptur zu arbeiten und das Bier aber so, wie es damals ausgesehen hat, auch heute wieder auf den Markt zu bringen“, so Dinkelaker. Dank des zeitgenössischen Retro-Trends wurde sofort ein Erfolg draus.

Ich hätte nicht schlecht Lust, mit jedem der Biere anzustoßen. Auf die nächsten 200 mit Schönbuch! Natürlich gibt es dann auch Festivitäten. Ab Sommer, mit Tastings und und und. Schaut doch mal rein! Das Geile: Wenn Ihr von anderen Teilen Deutschlands aus mit dem Wohnmobil unterwegs seid, könnt Ihr kostenlos auf dem Gelände der Brauerei einen Stellplatz finden und übernachten. Dann gibt’s keine Probleme mit dem Brauhaus- oder Biergarten-Besuch.

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