Die kleine Bierschau vom 15.02.2018

Die erste kleine Bierschau 2018, die erste im neuen Blog! Und das neue Bierjahr ist schon sehr ereignisreich und voller Streit gestartet. Stone Brewing verklagt Miller Coors wegen Markenrechtsverletzung. Der Grund: Miller Coors bewirbt sein „Keystone“ dick und fett mit dem Aufdruck „Stone“ auf der Dose. Greg Koch denkt, dass der Konsument das eher mit Stone Brewing in Verbindung bringt. Hier im Video erklärt er sich. Es solle vorsätzlich Verwirrung gestiftet werden. Natürlich ist „Stone Brewing sues Big Beer“ aber nebenbei auch eine feine Werbe-Aktion für Kochs Bier (auch wenn er sagt, das sei es nicht), schließlich tobt in den USA schon länger ein Kampf gegen „Big Beer“ und über die Deutungshoheit von Craftbier. Vor fast zwei Jahren veröffentlichte Stone übrigens ein Video, in dem Koch erklärt, warum Stone Brewing nicht an Big Beer verkauft wird.

In Deutschland gibt’s ja meistens eher Stress, weil ein Bier nur den Namen einer Region oder Stadt tragen darf, wenn es dort auch hergestellt wird (siehe Neuschwansteiner, Chiemseer oder in Österreich auch „Fucking Hell“), aber vor kurzem sorgte der Namensstreit zwischen Markus Hoppe von Hoppebräu und Hopperbräu in Hamburg für Aufsehen. Er wollte nicht gerne klagen und trug sich mit dem Anliegen echt rum, aber letztendlich war Markus Hoppe der Name „Hopperbräu“ dann doch zu eng an seinem Brauerei-Namen. Zuerst einigte man sich wohl bei einem Telefonat, aber nachdem die Missverständnisse im letzten Jahr zunahmen, war klar: Hopperbräu muss den Namen ändern, zumal Markus Hoppe „Hoppebräu“ beim Patent- und Markenamt angemeldet sich den Markennamen entsprechend gesichert hatte. Seit Ende 2017 heißt Hopperbräu nun „Landgang-Brauerei“ – was ja streng genommen viel besser zum Norden passt. Übrigens hat sich noch ein anderer Setreit gelegt: Markus Hoppe darf endlich in Waakirchen seine Brauerei bauen – die auch einen Gastraum beinhalten wird. Und, wie bei „Bier, Bars, Brauer“ zu lesen war, denken die Landgänger und Markus wohl über eine Zusammenarbeit nach. So ein Gemeinschaftssud wär‘ da echt was Feines.

Apropos Hoppebräu – habt ihr euch auch schon geärgert, dass ihr die besonderen Flaschen nicht los werdet, weil sie kein Standardformat im deutschen Pfandsystem sind? Mal abgesehen davon, dass Markus dann die Flaschen nicht zurückgehen, und es ziemlich ungemütlich und auch teuer wird, wenn dann zum nächsten Abfüllen Flaschen-Knappheit herrscht. Das war schon 2016 Thema zB bei der „Süddeutschen“, das kommt aber immer wieder auf, zuletzt gab’s beim MDR einen sehr guten Artikel dazu.

Miriam Meckel zeigt ja schon seit einiger Zeit zusammen mit Léa Steinacker, was man journalistisch mit Facebook Live bzw. Livestreaming Tolles machen kann. Morgen wird die Serie „Stream Team“ der beiden sogar bierig: Miriam und Léa sind bei BRLO zu Gast und lassen sich von Katharina Kurz die Brauerei zeigen – und erklären, wie es ist, sein eigenes Unternehmen zu gründen. Los geht es etwa um 17.30 Uhr – nicht verpassen!

Apropos zeigen und im Internet gucken: Schon länger machen die Jungs vom Craft Beer Channel auf YouTube tolle Sachen mit und rund um Bier. Jetzt waren sie auf den Spuren des gerade frisch erschienenen „London Craft Beer Guide“ in der britischen Hauptstadt unterwegs auf der Suche nach den besten Brewpubs. Das Thema „gute Pubs“ beschäftigt CAMRA ja schon ewig – wer auf craftbeerlondon.com nicht fündig wird, dem seien unbedingt auch die „Good Beer Guides“ ans Herz gelegt, vor allem, wenn man ein gutes Ale in toller, teils wirklich historischer Atmosphäre mag. Für London gibt es  den „CAMRA Guide to London’s Best Beer, Pubs & Bars“.

Out and about in Sachen Bier kann man auch in Frankfurt sein. Da gibt es schon seit längerem ein organisiertes öffentliches Biertrinken im Park. Bier-Yoga war gestern, heute ist „Bier trinken und Joggern gute Tipps zurufen“, veranstaltet vom Künstler hinter moppelmett. Los geht es diese Saison am 31. März.

In Stuttgart kann man demnächst auch draußen und unterwegs sein in Sachen Bier. Denn ebenfalls im März startet die wunderbare Suzane Braun ihre Craft Beer Tour Stuttgart. Der erste Termin am 17. März ist bereits ausgebucht, aber am 24.3. gibt es noch Tickets. Drei Stunden junge Braukultur in Stuttgart.

Wir bleiben in Baden-Württemberg, und jetzt wird es politisch. So wie die Kneipen-Initiative „Kein Bier für Nazis“ verhindern möchte, dass Rechte bei ihnen konsumieren, gibt es umekehrt natürlich auch rechte Brauer und Bier-Aktivisten. Einer davon ist Janus Nowak aus Sindelfingen. Nowak ist Landesvorsitzender der NPD und sitzt seit Jahren für die NPD im Böblinger Kreistag. Nowak ist auch Teil des Unternehmens BeerBiz.pro, einer Art Crowdfunding-Plattform für Werbung auf und mit Bier. Die Macher brauen ihr eigenes Bier, verkaufen es angeblich in ganz Europa und unterhielten außerdem Kontakte zu Amazon, Fleurop, booking.com und noch ein paar Riesen. Man kann Mitglied werden, zahlt einen bestimmten Betrag und kann dann auf den Bierflaschen werben und Anteile an anderen Werbe-Unternehmungen rund um das Bier erwerben (wie genau das funktionieren soll und um was für Bier es sich handelt, außer, dass es natürlich gemäß des Reinheitsgebots gebraut wird, ist nicht erklärt) – „5 Jahre garantierte Dividenden“. Motto: „Where Tradition meets Modernity“. Tatsächlich sind ineressanterweise neben Menschen in traditioneller Tracht auch Punks auf den Slide-Fotos der Unternehmenswebsite zu sehen. Hier gibt sich Nowak weltoffen.

Scrollt man ein bisschen weiter, wird klar, dass eigentlich Verdrängung das Gschäftskonzept sein soll, bei dem man die Not von kleinen Brauereien und Gasthäusern auf dem Land ausnutzt. Man behauptet, man rettet alte Brauereien, kauft sogar alte Bierrezepte, aber eigentlich geht es nur darum, das eigene Bier möglichst weit zu verbreiten. „Und ja – wir teilen auch die Gewinne aus unserem traditionellen Bierverkaufsgeschäft mit allen aktiven Mitgliedern von BeerBiz.pro. Es war nie einfacher, etwas Soziales zu tun und dabei gutes Geld zu verdienen!“ heißt es wenig selbstbewusst auf der Website. Brauort für das angeblich ja bereits europaweit verkaufte Bier? Unbekannt. Denn es gibt bis jetzt noch keine Braustätte. Ausgeguckt hatte sich Nowak dafür einen alten Gasthof in der Fränkischen Schweiz in Oberfranken. Die Stadt Waischenfeld wollte verhindern, dass der NPD-Funktionär dort groß einsteigt und kaufte das Gelände der ehemaligen Brauerei in Nankendorf selbst. Jetzt steht auf der Website von BeerBiz.pro, dass man auch gerne ein eigenes Objekt anbieten kann.

Mein Herzensverein Werder Bremen sucht gerade einen neuen Namen für den Haake-Beck-Bierbecher-Träger im Weserstadion. Auf dem Papp-Träger stand bisher „Männerhandtasche“. Weibliche Fußball- und Bier-Fans haben sich letztens zurecht beschwert, dass das diskriminierend ist. Ziemlich cool, dass der Verein zusammen mit dem Bier-Sponsor dann so schnell darauf reagiert, das ernst nimmt und zur neuen Namensfindung im Rahmen eines Gewinnspiels auf Facebook die Fans mit einbindet. Innerhalb von nicht mal einer Stunde gab es nach Veröffentlichen des Postings gestern fast 1.300 Kommentare. Leider zeigt die Mehrzahl auch, warum der Verein gut daran tut, den Namen des Bier-Trägers zu ändern. Denn die meisten Kommentare waren leider der Art „Wieso ändern? ‚Männerhandtasche‘ war doch gut.“. 2018 – und die Bier trinkende und Fußball liebende Frau ist offensichtlich immer noch ein nicht ernst zu nehmendes Kuriosum. Mensch, Jungs, ihr dürft uns auch trotzdem noch weiterhin im Stadion ein Bier mitbringen!

Und wenn es bald wieder warm wird und wir mit dem Rad unterwegs sind, brauchen wir auch einen Bierträger. Denn zumindest ich hab auch als Frau ein Rad mit Stange, weil es einfach stabiler ist. Da würde so ein Vierer-Träger gut hinpassen, den Vals Nat in den Niederlanden entwickelt haben. Die Craftbrauer machen Bier für Radfahrer und verkaufen ihr Bier im Vierer-Träger, der einfach über die Stange gehängt werden kann. Praktisch! Wann kommt das nach Deutschland?

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